geworfen, anhand der Zeitungen, des 1938er Lesebuchs und von Bauten,
Denkmälern, Kirchenfenstern oder Briefmarkensujets.
Zu Liechtenstein im Zweiten Weltkrieg galt es zuerst, die Massnahmen beim
Kriegsausbruch anzusehen. Die Neutralität wurde erklärt, Vollmachten wur-
den beschlossen, die Kriegswirtschaft wurde praktisch vollständig mit der
Schweiz koordiniert. Rationierung, Mehranbauprogramm, Altstoffverwertung
geschahen nach denselben Richtlinien wie in der Schweiz. Die militärische
Bedrohungslage des Fürstentums während des Krieges entsprach weitgehend
jener der Schweiz. Die Schweiz hätte das Vorländchen zwar militärisch nicht
verteidigt, wohl aber als Glacis bei einem deutschen Angriff benützt. In die
deutsche Operationsplanung gegen die Schweiz war das Fürstentum — als
Annex der Schweiz — stillschweigend einbezogen. Latente Anschlussgefahr
bestand für Liechtenstein immer, die grösste allerdings von innen heraus.
eben schon 1938 und 1939. Von deutscher Seite war sie, wie für die Schweiz,
militärisch am grössten unmittelbar nach dem Fall Frankreichs. Und vor dem
Kriegsende hätten Kämpfe das Land noch überziehen können.
Innenpolitisch waren die Zusammenarbeit und Konkurrenz der Parteien und
Kräfte zu untersuchen. Die zwei Koalitionsparteien verwalteten recht einträchtig
die Unzahl an Aufgaben der Kriegszeit und wehrten der nationalsozialisti-
schen «Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein». Diese folgte der hitlerschen
Kriegskonjunktur, indem sie in den Siegjahren bis 1943 laut nach Einführung
des Nationalsozialismus und nach Wirtschaftsanschluss ans Reich, intern
auch nach politischem Anschluss rief. Rund 100 aus ihren Reihen zogen in
den Hitlerkrieg, davon über 60 in der Waffen-SS und gut 30 noch 1945 im
Volkssturm. Was sie dazu bewog und wie sie sich selbst aus der Gesellschaft
desintegrierten, konnte deutlich eruiert werden. Die «Volksdeutsche Bewe-
gung» versuchte in der zweiten Kriegshälfte mit der Vaterländischen Union zu
fusionieren, was diese wohlweislich ablehnte.
Der Blick auf die Beschäftigtenzahlen zeigt, dass erst der Krieg die liechten-
steinische Arbeitslosigkeit überwinden half, indem Hunderte im nahen Reich
Arbeit fanden, zum Teil auch wieder in der Schweiz, und indem sich die
liechtensteinische Industrie von der Textildominanz zur Metallindustrie ver-
schob: Kriegswichtige Güter und 20-mm-Hülsen wurden für Deutschland
produziert. Dies zog gewisse Schwierigkeiten im Wirtschaftsverkehr mit alli-
jerten Ländern nach sich.
Wie stand es mit der «geistigen Landesverteidigung»? Es gab sie auch hier,
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