habe ich das Schweizerische Bundesarchiv in Bern, das deutsche Bundes-
archiv in Koblenz, das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes in Bonn, das
Berlin Document Center, das preussische Geheime Staatsarchiv in Berlin
sowie das Österreichische Staatsarchiv in Wien. Einzeldokumente habe ich
etwa vom Tiroler Landesarchiv und von den Israel State Archives in Jerusa-
lem erhalten, desgleichen von einer Reihe von Privatpersonen. Dazu kamen
Zeitungen und amtliche Veröffentlichungen, insbesondere die jährlichen Re-
chenschaftsberichte der Regierung. Als weiterer wichtiger Quellenfundus ha-
ben sich zahlreiche Befragungen von Zeitgenossen erwiesen, vom Fürsten
Franz Josef II., Altregierungschef Alexander Frick, Pfarrer Johannes Tschuor
— alle drei inzwischen verstorben — über Lehrer, Pfarrer, einen Polizisten,
Frauen, Arbeiter, Unternehmer, Bauern, jüdische Emigranten bis zu ehemals
aktiven Nationalsozialisten und deren Gegnern, auch Rotter-Entführern, Waf-
fen-SS-Leuten, Agenten. Im Herbst 1994 konnte ich noch den amerikanischen
Piloten, welcher im Februar 1945 im Rheinbett bei Schaan notgelandet war, in
den USA lebend aufspüren und befragen.
Die Vorgehensweise zur Untersuchung war immer wieder jedem Teilthema
und der jeweiligen Quellengruppe anzupassen. In der Regel waren die Archiv-
bestände im Landesarchiv in Vaduz nicht nach Themen, sondern nur chrono-
logisch geordnet, so dass sie gewissermassen mit dem Rechen durchgegangen
werden mussten. Diese zeitaufwendige, aber fruchtbare Methode — wie sie
auch Rupert Quaderer beschreibt — erbrachte so ständig Mosaiksteine zu den
verschiedensten Einzelbereichen, und zugleich blieb der Stellenwert im Gan-
zen sichtbar.
Was ist Gegenstand des zeitgeschichtlichen Projekts, was werden die zwei
Bücher enthalten? Es wird eine Gesamtdarstellung der Krisen- und Weltkriegszeit
Liechtensteins angestrebt. Eine solche fehlt bisher. Dabei geht es um die
Eruierung und Darstellung des faktischen Geschehens im einzelnen wie um
die Analyse, um das Herstellen der Zusammenhänge im Lande und darüber
hinaus, das Einbetten der liechtensteinischen Zeit in die Weltgezeiten. Im
folgenden seien — der Kürze wegen unvollständig und fast auf ein Inhaltsver-
zeichnis reduziert — die Untersuchungsgebiete im einzelnen genannt. dazu
exemplarisch einige Ergebnis-Chips.
Die Untersuchung der demographischen Entwicklung zeigte, dass Liechten-
stein kein «sterbendes Volk» war, dass in der Krise Heiraten aufgeschoben, im
Krieg nachgeholt wurden, mit entsprechender Geburtenentwicklung, dass in
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