der Hitlerwehrmacht bei Kriegsende 1945 haben Claus Grimm (1971), Nikolai
Tolstoy (1977) und Henning von Vogelsang (1980, 1985, 1995) eingehender
abgehandelt. Hierzu hat Manfred Schlapp mit meiner wissenschaftlichen Mit-
wirkung auf das Frühjahr 1995 einen Dokumentarfilm über die Liechtenstein-
Russen für den ORF produziert. Ich werde 1996 zum Russenthema ebenfalls
einen längeren Beitrag, welcher auch die Akten des Bundesarchivs in Bern
einbezieht, publizieren (Geiger 1996). Hervorzuheben ist schliesslich die
umfangreiche Quellenpublikation von Dokumenten und Bildern der Jahre
1938 bis 1978, herausgegeben von Robert Allgäuer, Norbert Jansen und Alois
Ospelt (1978).
Und was kommt, was steckt in der Pipeline? Es ist einiges. Damit kommen
wir auf mein zeitgeschichtliches Forschungsprojekt, das ich seit 1987 am
Liechtenstein-Institut in Bendern bearbeite. Es trägt den Titel «Liechtenstein
in den Dreissigerjahren und im Zweiten Weltkrieg». Die vollzeitliche Arbeit
daran umfasste fünfeinhalb Jahre. Davon ist es für gut drei Jahre voll vom
Schweizerischen Nationalfonds gefördert und für ein halbes Jahr vom liech-
tensteinischen Historischen Verein finanziell getragen worden. 1992 sind am
Liechtenstein-Institut Projektdauer und -finanzen ausgelaufen. Die Archivstu-
dien und Zeitzeugenbefragungen sind weitgehend abgeschlossen, das Materi-
al.ist gesammelt, die Niederschrift der Forschungsergebnisse ist aber noch
nicht beendet. Mit ihr bin ich seit 1993 neben meiner wieder aufgenommenen
Lehrtátigkeit an der Kantonsschule und an der Pádagogischen Hochschule in
St. Gallen freizeitlich befasst. Sie kommt zwar langsam, aber stetig voran.
Dieses Jahr werde ich das erste von zwei geplanten Büchern abschliessen:
«Liechtenstein in der Krise der Dreissigerjahre». Daran wird sich — ich hoffe,
innert 2 Jahren — das zweite Buch anfügen: «Liechtenstein im Zweiten Welt-
krieg». Meine erwähnten, ab 1990 veröffentlichten Artikel sind Teilergebnisse
der Forschungsarbeit. In vier öffentlichen zeitgeschichtlichen Vorlesungs-
reihen am Liechtenstein-Institut habe ich seit 1988 ebenfalls Ergebnisse ei-
nem zahlreichen Publikum vorgelegt, ebenso in Referaten.
Das Quellenmaterial für die Erforschung der Dreissigerjahre und des Krieges
fand sich einmal vor allem im Liechtensteinischen Landesarchiv in Vaduz,
mit Regierungs-, Landtags- und Gerichtsakten. Wegen der 50jährigen Archiv-
sperre erlangte ich von Regierung und Landtag und vom Landgericht eine
Einsichtbewilligung für wissenschaftliche Zwecke. Vom Fürsten erhielt ich
Zugang zum fürstlichen Hausarchiv auf Schloss Vaduz. Des weiteren benützt
184