auch aus dem deutschen und französischen Raum — ich denke an die Zeit von
1798 bis 1815 — könnten eventuell weitere Erkenntnisse bringen. Mögliche
Forschungsbereiche wären etwa sozialgeschichtliche Themen, wozu auch die
Gerichtsakten reichhaltige Informationen enthalten dürften.
Das Desiderat vom Benutzer an die Adresse des Landesarchivs, eine effekti-
vere Möglichkeit angeboten zu bekommen, die Findmittel systematischer
einzusetzen, kann infolge der in den letzten Jahren erfolgten intensiven Aufar-
beitung auf EDV-Grundlage als teilweise bereits erfüllt betrachtet werden.
Militärgeschichte 1814 bis 1849
Anfänglich hatte ich lediglich die Absicht, die «Quellenrelikte» aus der Be-
schäftigung mit der politischen Geschichte Liechtensteins zu verarbeiten,
d. h. eine Arbeit unter rein militärgeschichtlichem Aspekt zu verfassen.
Aber auch in diesem Fall konnte die Arbeit nur nach Sichtung des gesamten
themenbezogenen Aktenbestandes in Angriff genommen werden. Infolge der
detaillierten Aufarbeitung der Militärakten zeigte sich aber, dass nicht nur
allgemeine Erkenntnisse über die rein militärischen Sachverhalte gewonnen,
sondern auch differenzierte Aspekte der sozialen Gegebenheiten der liechten-
steinischen Bevölkerung aus einem ganz bestimmten Blickwinkel beleuchtet
werden konnten. Aus den scheinbar «trockenen» Verwaltungsakten kamen
Informationen über Einzelschicksale zum Vorschein. Da die Militärverwal-
tung den Grossteil der männlichen Bevölkerung erfasst hatte, tauchten aus der
Anonymität der Masse Individuen auf, deren Denken und Fühlen zum Aus-
druck kam. Dies zeigte sich etwa an den Äusserungen und Verhaltensweisen
von Vorgesetzten und Untergebenen auf dem Kasernenhof und an der Einstel-
lung gegenüber Ausländern (War es Zufall, dass alle ausländischen Offiziere
in Liechtenstein mit persönlichen Problemen behaftet waren?) oder in den
Gesuchen um Heiratserlaubnis für Militärpflichtige. Diesen Materialien wa-
ren sowohl Hinweise zur Rolle und Bedeutung der Familie und der Frau als
auch über die Gewichtung der sittlichen Normen und der sozialen Einbettung
und Kontrolle zu entnehmen.
Als Quellenmaterial für diese Untersuchungen wurden die Bestände des Landes-
archivs in Vaduz (Militärakten RC 27 und Sonderfaszikel) benutzt. Weitere
Unterlagen wurden aus dem Staatsarchiv in Sigmaringen, dem Hausarchiv der
FR