HERBERT HILBE *
Volkskundliche Forschung in Liechtenstein
Einleitung
Volkskundliche Forschung auf kleinem Raum, der zudem kulturell Teil eines
viel grósseren — nàmlich des alemannischen Raumes — ist, betreiben, hiess bis
jetzt, sich der heimatkundlichen Forschung zuwenden. Diese heimatkundliche
Forschung gibt es in mannigfachen Ausprágungen. Sie bezieht sich meist nur
auf eine einzelne Gemeinde oder ein einzelnes Thema. Als Grundlage für die
volkskundliche Forschung ist sie zumeist sehr wertvoll, bisweilen treibt sie
aber auch seltsame Blüten.!
Eine Einschránkung, die ich zu Beginn meines Vortrages machen muss, be-
trifft meine Kompetenz. Ich bin kein Volkskundler, kann also hóchstens einen
Überblick über die volks- und heimatkundliche Literatur in diesem Jahrhun-
dert geben, und — es folgt eine zweite Einschránkung — ich muss mich in
Anbetracht der mir zur Verfügung stehenden Zeit auf einen groben Überblick
über das, was bisher veröffentlicht wurde, beschränken.
Es ist wohl eine Eigenart der volkskundlichen Forschung, dass ihre Grenzen
nicht klar fassbar, ihre Themen vielfältig sind. Es gibt immer wieder Berüh-
rungspunkte mit anderen Disziplinen, etwa mit der Lokalgeschichtsschreibung,
der Dialektologie, der Namenkunde, der Kirchen- und Schulgeschichte oder
der Rechtsgeschichte. Ich habe versucht, solche Themen ausser acht zu lassen
und mich nur mit der Brauchtumsforschung im weitesten Sinne zu beschäfti-
gen. Verweise auf die grossen, auch für Liechtenstein gültigen, volkskundli-
chen Arbeiten des alemannischen Kulturraumes werden nachfolgend ebenso
wenig zu erwarten sein wie auch eingehende Wertungen von einzelnen er-
wähnten Publikationen.
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