Die Namenforschung könnte die Archäologie und die Frühgeschichtsforschung
auf Spuren von Zeugen vergangener Zeiten bringen.
Damit bin ich beinahe am Ende angelangt, den Nutzen der Namenforschung
für andere historische Wissenschaften anzupreisen. Ich will sie aber noch mit
einem Zitat des Namenforschers Bruno Boesch konfrontieren und auf einen
letzten Aspekt hinweisen, der vielleicht auch eine Betrachtung verdient.
Das Zitat lautet: «Flurnamen verstehen heisst Einblick gewinnen in die Weise,
wie durch Namengebung der heimatliche Raum geistig bewältigt wird.»
Unsere Flurnamen als Spiegel dafür, wie die Menschen ihre Umgebung gei-
stig verarbeitet haben. Dieser Gedanke erscheint mir durchaus interessant und
geeignet für geschichtswissenschaftliche Betrachtungen. Für eine solche Fra-
gestellung wäre das Namenbuch dann sogar nicht mehr blosses Hilfsmittel,
sondern eigentliche Quelle, denn nur in einem Namenbuch, sind die Flurna-
men eines Gebietes in Raum und Zeit versammelt.
Soweit zum Namenbuch, das Sie, wie gesagt, in ca. drei Jahren in den Händen
halten können. Einstweilen müssten Sie sich bei dringenden Problemen noch
mit unserer Materialsammlung, die aus verschiedenen Datenbanken besteht,
begnügen. Diese Materialsammlung umfasst auf EDV gespeichert eine Da-
tenbank mit vielen tausend historischen Flurnamenbelegen, eine Datenbank
mit Tausenden von historischen Personennamenbelegen und eine Datenbank
mit ca. 1200 Regesten. Zusammengetragen wurde das Material in den letzten
10 Jahren von Arthur Brunhart und Claudius Gurt, die hierfür alle Archive des
Landes nach Dokumenten mit Namenbelegen durchforstet haben. Jedes der
rund 1200 bearbeiteten Dokumente ist über ein Regest erschlossen, das für
manchen von ihnen vielleicht von Nutzen sein kann. Ich darf Ihnen deshalb
mitteilen, dass wir gerne bereit sind unsere Regestensammlung bei Bedarf
jetzt schon zur Verfügung zu stellen.
Die Materialsammlung selbst ist natürlich spezifisch für die Bedürfnisse der
Namenforschung erstellt worden. Sozialgeschichtliche, wirtschaftsgeschichtliche,
rechtsgeschichtliche, kirchengeschichtliche und ganz allgemein historische
Fakten, die in den bearbeiteten Dokumenten aufscheinen, sind für uns neben-
sächlich, wenn sie nichts zur Bedeutungserklärung des Flurnamens beisteuern
können. Die Dokumente sind deshalb derart fragmentarisch exzerpiert, dass
die Exzerpte allein für Historiker nur begrenzt brauchbar sind. Dennoch hat
wenigstens die Datenbank der historischen Flurnamenbelege auch dann noch
ainen zusätzlichen Nutzen, wenn das Namenbuch gedruckt vorliegen wird.
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