Volltext: Historiographie im Fürstentum Liechtenstein

selbstverständlich auch Erkenntnisse möglich, ja sogar die Regel, doch kann 
gerade ein Seitenblick manchmal ergänzende, relativierende oder gar neue 
Aspekte bieten. Ich möchte im folgenden an einigen Beispielen zeigen, dass 
interdisziplinäre Berührungen dienlich und wünschenswert sind. Die Frage ist 
also: Was können Historiker von uns Namenforschern profitieren und was 
profitieren wir von den Erkenntnissen der Geschichtswissenschaften? 
Wir sind selbstverständlich der Meinung, dass die Namenkunde über das rein 
sprachliche hinaus, eine wichtige Beziehungswissenschaft zwischen einer 
Vielzahl von Wissenszweigen ist und dass unser Namenbuch beispielsweise 
als Nachschlagewerk und Findmittel von Nutzen sein wird. Das Namenbuch 
kann jedem Historiker gute Dienste leisten, wenn er im Rahmen seiner For- 
schungen auf einen Orts- oder Flurnamen stösst und nähere Informationen 
wünscht. Er findet dann die Bedeutung dieses Namens, möglicherweise wei- 
tere historische Belege aus anderen Dokumenten, die für seine Arbeit von 
Interesse sein können, und er findet allenfalls auch volks- oder sachkundliche 
Bemerkungen, zeitgeschichtliche Hintergründe sowie Hinweise zu weiterfüh- 
render Literatur. In diesem Service liegt sicher die Hauptverwendung, die das 
Namenbuch bei Historikern finden wird. 
Darüber hinaus vermag ein Namenbuch aber mehr zu sein als nur Nachschla- 
gewerk, wenn nämlich die Historiker bereit sind, sich ergänzend zu ihrem 
Thema auch mit den in Frage kommenden Geländenamen zu befassen. Dies 
klingt vielleicht theoretisch und optimistisch, und ist es wohl auch, doch 
lassen Sie mich, wie gesagt, mit einigen wenigen Beispielen sprechen; mit 
Beispielen, die einen kleinen Eindruck vermitteln sollen, welcher Informations- 
gehalt in einem Namenbuch, bzw. in den vielen tausend darin behandelten 
Flurnamen stecken kann. 
Ich komme dabei bewusst nicht auf den Aussagewert unserer keltischen oder 
romanischen Ortsnamen wie Bendern, Nendeln, Triesen, Schaan, Vaduz, Balzers, 
Gamprin, Ruggell usw. zu sprechen, sondern ich möchte zeigen, dass auch 
deutsche und romanische Flurnamen möglicherweise von historischem Inter- 
esse sein können, 
Nehmen wir an ein Historiker schreibt eine Arbeit über die Entstehung der 
Gemeindegrenzen von Balzers und er entdeckt im Liechtensteiner Namenbuch 
den Balzner Flurnamen Strittwald. Er liest weiter, dass Strittwald etwa «Wald, 
der Gegenstand eines Streites war» bedeutet und dass dieser Wald an der Grenze 
von Balzers zu Maienfeld gelegen ist. Zweierlei Szenarien sind denkbar. 
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