Volltext: Vor Vätterlischual zum Kindergarta

konnten die Kinder jede Menge Hütten bauen. Es gab 
ziele Nischen, das war sehr schön. Wir hatten auch 
3in Badezimmer. Wenn einem Kind etwas passierte, 
so ein kleines Maleur, konnte ich es einfach in die 
Badewanne stellen und abduschen. Das war ideal, 
hochmodern für damals, obwohl das Haus ja alt war. 
Die Lage war auch wunderschön; man konnte jeder- 
zeit ins Freie. 
Die Kinder riefen mit Begeisterung: «Susi Kranz - 
Hosaschranz». Man sah den Kindern an, dass sie 
gar nicht wussten, was das bedeutete. Der Reim 
nachte einfach Freude, «Anna Pfanna Kesselboga, 
was du seescht ischt alls verloga», das war das er- 
ste, was ich über Schwester Anna hörte. Wie gesagt, 
sie kannten die Bedeutung nicht; der Reim machte 
ainfach Spass. 
Wenn die Kinder kamen, gab es zuerst die Spielstun- 
de. Damals war «Lesen lernen» und «Mengenlehre» 
so in Mode. Da bekamen wir den Auftrag, das zu te- 
sten. Ich kann mich erinnern, es war so ein Koffer 
mit Dreiecken und Rechtecken, mit runden Kunst- 
stoff-Elementen, dick und dünn, verschiedene Far- 
ben, gross und klein. Da mussten wir Zuordnungs- 
Übungen machen, die wurden benannt: Logische 
3löcke, Mengenlehre-Sachen wollte man integrieren. 
3igentlich war es gar nicht so schlecht, denke ich 
nir. Aber es ist dann leider so herausgekommen, dass 
es wie ein «Schulbetrieb» hätte werden sollen. Da- 
zegen wehrten wir uns. Dann ging es auch wieder 
ıms Lesen lernen. Da gab es so einen Kasten mit 
Bildchen und Buchstaben und ich hatte das Gefühl: 
Mein Gott, warum denn schon im Kindergarten? Das 
war dann für mich so wie ein Sprung vom Nur-Spie- 
len bereits zur Schule. Das Wesentliche für mich war: 
Spielen mit dem Wissen, was man tut. Ich, als Kin- 
dergärtnerin, muss ja wissen, was biete ich an, aus 
welchem Grund. 
Bei einem «Freispiel» war es klar, dann konnte ich 
einfach beobachten. Wenn ich nachher aber tätig 
war, Bildungsarbeit, dann ging es mir nicht darum, 
einfach Liedlein und Sprüchli auszuwählen, die ich 
selber mag, sondern solche, die einen Hintergrund 
haben vom Sprachlichen oder vom Musikalischen 
her, was für Kinder im Moment wichtig ist. Ein Mär- 
chen - das war für mich immer so - hat einen total 
erzieherischen Hintergrund und es stellt einen Men- 
schen dar. Es war stets wichtig für mich, im Kinder- 
garten Märchen zu erzählen. Und wenn man weiss, 
welchen Hintergrund die Märchen haben, dann 
wählt man sie - je nach Situation - aus. So musste 
man gar nicht viel köba, das machten die Märchen. 
Ich denke heute noch oft an diese Situationen. Ich 
war sehr, sehr gerne in Triesen, dort hinten in der 
Maschlina., 
Aber seither sind Jahre vergangen und ich merke, 
dass heute Gleichaltrige «an einem anderen Ort» 
sind. Damals war ich noch sehr jung und wenn man 
so jung ist, fühlt man sich den Kindern auch sehr 
nahe. Wahrscheinlich würde ich heute objektiver 
einsetzen, was gebraucht wird, denn nun wäre ich 
doch schon «weiter weg». Aber alles hat zwei Seiten 
- und das ist auch gut so. Ich habe das Gefühl, dass 
wir viel erlebt haben damals. 
Für mich war es schon früh klar, in welche Richtung 
mein Beruf gehen sollte. Es stand für mich fest: ent- 
weder Lehrerin oder Kindergärtnerin. Meine vier- 
jährige Ausbildung machte ich in Feldkirch. Profes- 
sor Seger, der damalige Berufsberater, hatte mir den 
Ausbildungsplatz besorgt. Er hat mir überhaupt sehr 
zeholfen, indem er jene Fähigkeiten hervorhob, in 
Jenen ich wirklich gut war. Dank diesen Erlebnissen 
ist es mir heute auch möglich, Kinder in den ihnen 
eigenen Fähigkeiten zu bestärken.» 
LA
	        

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