Volltext: Vor Vätterlischual zum Kindergarta

Edith (Jg. 1929). Ihr ist ganz besonders im Gedächt- 
nis geblieben, dass eines der Mädchen schon im Kin- 
dergarten sehr gut stricken konnte. Es durfte vorne 
auf einem Schemel sitzen und wurde von allen beim 
Handarbeiten bewundert. 
Hildegard (Jg. 1933). Der Kindergarten hat ihr ganz 
ınd gar nicht gefallen. Sie wohnte in der Nähe, tat 
zuhause so, als ob sie hinginge und versteckte sich 
hinter der Friedhofmauer. Als sie selbst bereits zur 
Schule ging und Schwester Anna den Kindergarten- 
betrieb übernommen hatte, kamen am Nikolaustag 
‚eweils Patres von Gutenberg in Balzers in Hildegards 
3lternhaus, um sich umzukleiden für ihren Niko- 
‚aus-Auftritt in der Vätterlischual. 
Margot (Jg. 1934) erinnert sich vor allem an die 
«Dunkelkammer», in die man bei Ungehorsam ein- 
zesperrt wurde. Was ihr weiterhin im Gedächtnis haf- 
en blieb: dass die Mädchen immer mit Puppen spie- 
len mussten, ob sie wollten oder nicht. 
Der kleine Pepi (Jg. 1935) wurde auf eine grosse Kiste 
gestellt, um ein Gedicht aufzusagen, in dem es unter 
anderem hiess: «...und bin ich einmal Pfarrer...». 
Margrit (Jg. 1944). Über sie ist ein nettes kleines Ge- 
schichtlein zu erzählen. Nach dem ersten Vormittag 
in der Vätterlischual kam sie nach Hause und ver- 
zündete stolz: «So, jätz muassi nümma 800, I ha 
scho a Fründi gfunda». (Nebenbei bemerkt: Die 
’eiden sind bis zum heutigen Tag Freundinnen 
geblieben!). Als Margrit am Nachmittag dann doch 
wieder zum Besuch des Kindergartens zu bewegen 
war, gab’s bei ihrer Rückkehr Überraschung Num- 
ner zwei: Anstelle ihrer nagelneuen, roten Leder- 
stiefelchen steckten an ihren Füssen alte, braune 
Latschen. «Zuuscht met der Fründi» - ihr Kom- 
mentar! 
Dem Christoph (Jg. 1959) unvergesslich ist der Veter 
Wisi (Teppichklopfer), den Schwester Anna zu Straf- 
zwecken zuhilfe nahm. Den bekam man bereits auf 
dem Hintern zu spüren, wenn man zum Beispiel ver- 
gass, die Schuhe aus- und die Tasi anzuziehen oder 
wenn man ein verlorenes Klötzli nicht auf Anhieb 
Äxgüsi Frau Büsi was kochen sie Znacht? 
An Täller voll Rüabli, Spetzbüabli guat Nacht! 
Xkk 
Häscht Hunger? Denn schlüüf in an Bummer! 
Häscht Dorscht? Denn schlüüf in a Worscht! 
finden konnte. Wenn mehrere Kinder gleichzeitig be- 
straft werden mussten, wurden sie in ein separates 
Zimmer nach oben gebracht und der Veer hatte 
dort seines Amtes zu walten. Aber im grossen und 
ganzen, so meint Christoph, war es schon schön 
oben im Hexahüsli unter der Kirche und man konn- 
te viel im Freien tummeln. 
3rigitte (Jg. 1965) ging zwar sehr gerne in den Ma- 
schlina-Kindergarten, der Weg dorthin verursachte 
hr jedoch gar öfters grosse Pein und zwar immer 
dann, wenn der Maschlinabar-Hund vor dem Haus 
sass. Ihre Angst war dann so riesig, dass sie jeweils 
wieder umkehrte, um ihre Mutter als Begleitschutz 
anzufordern. 
Horst (Jg. 1965) stellte gleich am ersten Tag mit 
Schrecken fest, dass er ohne seine Mama am Kinder- 
zartenbetrieb teilnehmen sollte, was ihm äusserst 
missfiel. Alle Erklärungen, Beschwichtigungen und 
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