Sammelschacht und schliesslich in ein Zweikammer-
Reservoir mit insgesamt 400 Kubikmetern Fassungsver-
mögen geleitet werden. Vom Reservoir gelangte das
Wasser unter Druck in ein geschlossenes Ringleitungs-
netz mit einer Gesamtlänge von zirka 4,4 Kilometern.
Es umfasste 40 Schieber, 37 Hydranten und sieben
Leerläufe. Alle Brunnen sollten mit Sparhahnen aus-
gestattet werden.
Die Gemeindeversammlung sagt Jein
Erst am 14. Januar 1906 wurde das Projekt Kürsteiner
einer Gemeindeversammlung vorgestellt. Vorsteher
Adolf Real schilderte zunächst die bisherigen Be-
mühungen um eine allgemeine Wasserversorgung für
Vaduz. Vor 20 Jahren schon sei zu diesem Zweck ein
verstärkter Gemeinderat gewählt worden. “Dieser kam
gleich bei der ersten Zusammenkunft durch verschie-
dene Vorstösse derart in Zwist, dass die weitere Verfol-
gung dieser Frage unmöglich gemacht war”, führte
Real aus. Seither habe sich jeder frisch gewählte
Gemeinderat mit der gleichen Frage beschäftigt.
Auch das 1898 von Ingenieur Carl Schädler auf seine
Kosten erarbeitete Projekt sei schliesslich “wegen dem
Kostenpunkt” aufgegeben worden. Jetzt sei die Sache
dringlich geworden. Wörtlich fuhr der Vorsteher fort:
“Die Bauplätze um die alten Brunnen herum sind ver-
geben, und ein jeder, der ein neues Haus bauen muss,
ist gezwungen, an einen Platz hin zu bauen, wo er alles
haben kann, nur kein Wasser. Es ist Unrecht seitens
der Gemeinde, einen jeden, der ein steuerpflichtiges
Objekt bauen will, zu zwingen, sein Wasser auf einem
Wagen zuführen zu müssen.” Unter dem Druck der
“Hausbesitzer, welche ausserhalb der Wassergrenze
wohnen”, habe der Gemeinderat nun ein zweites Pro-
jekt anfertigen lassen.
Die Gemeindeversammlung stimmte nicht über das
Projekt ab, sondern entschied lediglich die Frage, “ob
eine allgemein durchzuführende Wasserversorgung...
gewünscht und verlangt wird oder nicht”. Von 155
Anwesenden stimmten 140 mit Ja, 15 mit Nein. Zur
Beratung des Projekts Kürsteiner wurde der Gemein-
derat durch die Zuwahl von neun Vertrauensmännern
verstärkt.
Noch gleichentags informierte Vorsteher Real die
Regierung über den Verlauf der Versammlung. “Diese
freudige Botschaft einer Hohen fürstlichen Regierung
zur Kenntnis” und “Die Wasserfrage ist also gelöst”,
bemerkte Real in seinem Schreiben. Die Lösung sollte
dann allerdings noch recht lange auf sich warten lassen.
Fin Komitee wird eingeschaltet
Der verstärkte Gemeinderat trat bereits am 23. Januar
1906 zusammen. Dabei kam es zu Differenzen wegen
der “Lage und Beschaffenheit des Reservoirs”. Da
keine Einigung erzielt werden konnte, wurde ein
engeres Komitee zur Weiterberatung gewählt. Eine
Deputation sprach beim Landesverweser vor, um ein
"nterstützungsgesuch an den Fürsten vorzubereiten.
Am 9. März berichtete das Komitee im Gemeinde-
rat über seine Tätigkeit. Es hatte mit Kürsteiner ver-
schiedene Projektänderungen besprochen. Die erste
betraf die Erstellung von Hausanschlüssen. Es war dies
eine technische Neuerung, die in Vaduz erstmals in
Erwägung gezogen wurde. Bisher war nur an einen
Ausbau des öffentlichen Brunnen- und Hydranten-
aetzes gedacht worden. Falls nur zehn neue Brunnen,
dafür aber 100 Hausanschlüsse errichtet würden,
ergaben sich Minderkosten von 4380 Kronen, da der
Anschluss ab Rohrstrang durch die Hauseigentümer
zu tragen war. Falls wegen befürchteter Rutschgefahr
auf der Quadretscha ein Reservoir mit lediglich einer
Kammer im Ebenholz und als Ersatz für die Feuer-
löschkammer ein Anschluss an die Hochdruckleitung
der Firma Jenny, Spoerry & Cie erstellt würden, resul-