Heidentum glaubte. Der sogenannte zweite Schöp-
fungsbericht veranschaulicht das Wasser als besonde-
ren Segen bei der drohenden Nähe der Wüste. Mitten
im Paradies entspringt ein Strom, der den Garten
bewässert und sich in vier Hauptflüsse teilt (Gen 2,10).
Ein anderer Bericht ist die Erzählung von Noach,
der bei der Sintflut durch die Arche gerettet wird.
Diese grosse Flut ist einerseits eine Bedrohung und
bringt Untergang, andererseits die Rettung der Men-
schen um Noach.
Eine zentrale Stelle im Alten Testament ist jene von
der Rettung durch die Wasser des Roten Meeres,
woran Juden und Christen bis heute an Ostern den-
ken. Für die Juden war es die Rettung aus der Skla-
venschaft in Ägypten; in der Paschafeier vollziehen sie
es nach, als geschähe heute, was vor mehr als 3000 Jah-
ren geschehen ist: Uns hat Gott gerettet; wir waren
dabei. Für die Christenheit, die aus dem Judentum
hervorgegangen ist, ist es einerseits wie bei den Juden
das Lebendighalten von Gottes Rettungstat, andrer-
seits ein Vorausbild für das Geschehen im Wasser der
Taufe.
Zu nennen ist weiter das grossartige Bild, das der
Prophet Ezechiel zeichnet. Vom Tempel, dem Haus
des lebendigen Gottes, geht ein kleines Rinnsal aus
und fliesst nach Osten der Wüste zu. Dabei wird es
breiter und tiefer, zu einem Strom. der nicht mehr zu
durchwaten ist und an dessen Ufer Bäume gedeihen,
deren Früchte als Speise und deren Blätter als Heil-
mittel dienen. Die Wüste wird fruchtbar, das Wasser
bringt Leben (Ez 47,1-12).
So wird verständlich, dass das Wasser zum Sinnbild
für den lebendigen Gott wird, und der Gläubige bei-
spielsweise im 63. Psalm betet: “Gott, Du mein Gott,
Dich suche ich, meine Seele dürstet nach Dir. Nach
Dir schmachtet mein Leib wie dürres, lechzendes
Land ohne Wasser,”
Im Neuen Testament beginnt das öffentliche Auf-
treten Jesu mit der Taufe im Wasser des Jordans, noch
ein Zeichen der Vergebungs- oder Busstaufe, die
Johannes spendete (Mk 1,9-11 par.). Über Wasser-
wunder berichten auch die Evangelien: die Wandlung
von Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana (Jo 2,1-
11), die Stillung des Seesturms (Mk 4,35-41 par.) und
das Gehen Jesu auf dem See (Mk 6,45-52 par., Jo 6,15-
21). Jesus versteht das Wasser als Zeichen des gekom
menen Heils, besonders deutlich im Gespräch mit der
Samariterin beim Jakobsbrunnen; er ist es, der “leben-
diges Wasser” geben kann (Jo 4,10.14 aber auch Jo
7,38). Das Wasser bezeugt schliesslich die Wirklichkeit
seines Todes (Jo 19,34). Weil Wasser auch zerstöre-
visch sein kann, wird es, wie schon im Alten Testa-
ment, so auch im Neuen an einzelnen Stellen zum
Zeichen des endzeitlichen Unheils (Lk 21,25; Apk
8.10£.: 11.6: 12.15: 16.4).
Das Wasser in der Liturgie
In Kult und Brauchtum der Kirche spielt das Wasser
eine bedeutende Rolle. Es wird aus verschiedenen
Anlässen geweiht und bei fast allen Segnungen ver-
wendet.
Die Taufe
Der bedeutendste Anlass ist das Sakrament der Taufe,
das im Zeichen des Wassers gespendet wird. Es hat
dort vielfache Bedeutung. Sicher einmal, dass die Ge-
tauften in ihrem Glauben an Gott das Leben finden,
das weit über das irdische hinausreicht und damit auch
Sinn und Halt für diese irdische Lebenszeit gibt. Es
kommt aber auch das Untergehen-können und das
Heraussteigen aus dem Wasser ins Spiel. In den ersten
Jahrhunderten wurde der Täufling dreimal ins Wasser
getaucht und, sobald er dem Wasser entstieg, mit dem
weissen Taufgewand bekleidet. Paulus deutet darum