Fassungen den Wasserbedarf der kleinen Siedlung
reichlich. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts wuchs das Dorf schneller und damit sein Wasser-
verbrauch. Wohl auch deshalb finden sich erst seit die-
ser Zeit vermehrt schriftliche Quellen zur Vaduzer
Wasserversorgung.
Schöpfbrunnen, “Tätscherli” und Holztröge
Quellfassungen, Leitungen und Brunnen wurden frü-
her von Brunnenmachern erstellt. Über die techni-
schen Mittel der Brunnenmacher gibt es keine schrift-
liche Überlieferung. Ortskenntnis, Handfertigkeit,
Wissen und Erfahrung wurden von einer Brunnen-
machergeneration zur anderen in mündlicher Form
weitergegeben.
“Tätscherli” im Altabach
Man kannte im wesentlichen zwei Arten von Quell-
fassungen. Quellen wurden entweder dort gefasst, wo
sie zutage traten, oder es wurde im Erdreich nach
ihrer Sohle gegraben.
Die urtümlichste Form eines Brunnens war der
Schöpfbrunnen. Dabei wurde lediglich an einem günsti-
gen Ort am Bach oder unmittelbar beim Austritt der
Quelle eine Schöpfstelle geschaffen.
Meistens wurde das Wasser aber von der Quelle zu-
nächst in Brunnenstuben geleitet. Diese Sammelkästen
waren manchmal gemauert, oft aber nur aus Brettern
und Bohlen gezimmert, mit Lehm und Naturharz ab-
gedichtet und mit einer grossen Steinplatte abgedeckt.
Zumeist waren sie in zwei Kammern unterteilt. In der
ersten Kammer mit dem Quellzufluss setzten sich die
im Wasser mitgeführten Steinpartikel ab. Über einen
Überlauf ergoss sich das Wasser in das zweite Abteil
und von da erst in die Brunnenleitung.
Die einfachste Form der Wasserleitung war jene in
offenen, mit Steinpflaster befestigten Gräben oder in
hölzernen Känneln. Bei den offenen Leitungen wur-
den in Abständen kleine Sammler zur Kies- und Stein-
ablagerung oder zu Feuerlöschzwecken eingebaut. In
Vaduz kannte-man bis vor wenigen Jahrzehnten noch
mehrere solcher “Gräblileitungen” oder “Tätscherli”.
Sie dienten allerdings nur noch als Abwasserleitungen.
Offene Leitungen waren stets der Verunreinigung
ausgesetzt. Trinkwasser wurde daher schon früh in ge-
schlossenen Röhren transportiert. Verwendet wurden
sogenannte “Teuchel”, aus Föhren oder Weisstannen
gefertigte Röhren. Für kurze Verbindungsstücke und
Einlaufrohre diente das härtere Eichenholz. Nur gera-
des und gesundes Holz war für diesen Zweck geeignet.
Bis zu fünf Meter lange Stämme mit einem Durch-
messer bis zu 30 Zentimetern wurden von beiden Enden
her mit Hilfe eines “Teuchelbohrers” angebohrt. Als
Verbindungsstücke zweier Holzrohre dienten Eisen-
reifen, “Feuchelzwingen” genannt. Die Haltbarkeit der
hölzernen Leitungen hing wesentlich von der Boden-