Quellauf-
stoss
Schliassa
südlich von
Vaduz
festgestellt werden, dass nurmehr die Hälfte unserer
Fliessgewässer im Talraum eine ständige Wasserfüh-
rung besitzen, ein Fünftel hingegen ist seither durch
die Grundwasserabsenkung ganzjährig ausgetrocknet.
Noch schlimmer präsentiert sich dieses Bild in Vaduz.
Von den 15’170 Laufmetern in diesem Inventar er-
fassten Fliessgewässern sind nur noch 40 Prozent
periodisch wasserführend und überdies durchgehend
kanalisiert und verbaut.
Wer einen naturnahen Bach im Talgebiet sehen will,
soll die Rheinseite wechseln und trifft dieses ursprüng-
lichere Rheinbild im Bereich der Heuwiese in Wartau
an. Dort finden sich “Erinnerungsbäche”, wie sie auch
bei uns vor mehr als 50 Jahren verbreitet waren.
Vom Unterschied eines Baches
und eines Kanals
etwas mehr als die Hälfte verblieben, und dies auch
noch in naturfremder Ausstattung. Ursprüngliche,
aatürlich entstandene Feuchtgebiete und echte Auen
sind in Vaduz keine mehr zu finden. Die Weiheranlage
im Haberfeld, 1983 gebaut, ist ein kleiner Ersatz für
diese grossen Feuchtgebietsverluste.
Neben den “harten” Wasserbaumassnahmen bis in
die jüngste Zeit haben sich vor allem die Grundwasser-
absenkungen im Rheineinflussgebiet dramatisch auf
die Binnengewässer ausgewirkt. Durch die Entnahme
von zirka 15 Millionen Kubikmetern Kies hat sich die
Rheinsohle zwischen 1946 und 1972 um 4 bis 4,5 Meter
abgesenkt. Der Abbau des “grauen” Goldes erfuhr sein
abruptes Ende nach dem Einsturz der Strassenbrücke
Buchs-Schaan am 14. August 1970. Mit der Absenkung
der Rheinsohle wurde somit auch das Grundwasser in
Mitleidenschaft gezogen. In einem ökologischen Ge-
wässerinventar Liechtensteins (Broggi 1985) konnte
Der Wert eines Fliessgewässer-Lebensraums liegt in
der Vielfalt der Bodenstrukturen, seines Nahrungsan-
gebots, der Unterschiede der Fliessgeschwindigkeiten
auf kleinem Raum. Der Bachboden ist im Naturzu-
stand nie gleichmässig eben, sondern er weist starke
Differenzen auf. Die Lückenräume in der Sohle — das
Porenvolumen — sind biologisch bedeutsam und er-
möglichen die Wechselbeziehungen zum Untergrund.
Der Schutzwasserbau vernachlässigte dieses Leben.
Sein Ziel war es, möglichst rasch einen ungehinderten
Abfluss auch bei Hochwasser zu gewährleisten. Dies
kam auch dem wachsenden Landhunger entgegen.
Die Handhabung dieses “harten” Wasserbaus hat uns
eine massive Verminderung des einst funktionieren-
den, vielfältigen Lebens in unseren Bächen gebracht.
Deren Gefährdung geht weit über den ideellen Wert
hinaus, wenn nur ein wenig Kenntnis von der Bedeu-
tung dieser Ökosysteme vorausgesetzt werden darf. So
muss heute erkannt werden, dass uns weniger die an
sich bedenkliche Gewässerverschmutzung die grösster
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