Die Burg ähnelt der Kronenburg bei Nimwegen (Niemeyer 1959, S. 51), aber van Ruysdael bemühte
sich nicht um topographische Genauigkeit (Niemeyer 1959, S. 51-56; Stechow 1973, S. 222-231).
Das Gebäude steht für den Lebensstil, der die patrizischen Bürger von Amsterdam und Den Haag,
die in solchen Kutschen reisten, ansprach. Der Schäfer im Vordergrund, der Mann, der die Straße
entlanggeht, die Fischer, die Menschen im Boot, und nicht zuletzt das Wetter erinnern, wie die
Hirtengedichte und Schäferspiele aus derselben Zeit, an die Freuden des Landlebens (Kettering 1983,
Kap. 1 und 2). Dieser Aspekt des Bildes unterscheidet es von den ungefähr zur selben Zeit
entstandenen Ansichten von Burgen und Landhäusern eines Jan van der Heyden, David Teniers des
Jüngeren und auch Jacob van Ruysdael. Besonders die beiden erstgenannten Künstler neigten dazu,
Schlösser vordergründig als Bauwerke darzustellen, ohne der empathischen Ausdrucksstärke solcher
Gebäude Rechnung zu tragen (in diesem Sinne ist van Ruysdaels Gemälde als holländische Parallele
zu Rubens’ Ansicht des Schlosses "Het Steen" in der National Gallery in London zu sehen).
Walter Liedtke
LITERATUR: Kat. 1931, Nr. 917; Beelaerts van Blokland 1935, S. 28; Ströhmer 1943a, Nr. 57; Luzern 1948, Nr.
156; Zürich 1953, Nr. 138; Bregenz 1965, Nr. 91; Kat. 1970, Nr. 18; Stechow 1975, S. 51 und 150, Nr. 524, und 5S.
159, Nr. 660; Baumstark 1980, Nr. 94.
DO
Aert van der Neer
Niederlande, 1603/1604-1677
HOLLÄNDISCHES DORF IM MONDSCHEIN
Ca. 1640-1660
Öl auf Leinwand; 55 x 71,5 cm
Signiert (unten links): AVDN [Monogramm]
Liechtenstein Inv. Nr. 916
iR!
Philips Wouwerman
Niederlande, 1619-1668
ANGRIFF AUF EINE KUTSCHE
Öl auf Holz; 59,5 x 79,2 cm
Signiert und datiert (unten rechts): PH. W. A 1644 [PH in Monogramm]
Liechtenstein Inv. Nr. 430
Wouwermans Bilder fanden im achtzehnten Jahrhundert solch große Bewunderung, daß es sich kein
Fürst entgehen ließ, seine Sammlung durch nicht wenigstens ein Bild des Malers zu ergänzen (die
Museen in Kassel, Dresden und Leningrad sind im Besitz mehrerer Dutzend der insgesamt
zwölfhundert bekannten Werke Wouwermans). Sicherlich war seine Popularität infolge der
Veröffentlichung von Jean Moyreaus Folge von neunundachtzig Kupferstichen (datiert 1737-1762)
nach Wouwermans "meilleurs Tableaux qui sont dans les plus beaux Cabinets de Paris et ailleurs"