sich an ziemlich abgelegenen Orten, so in Aquila in den Abruzzen, wo Ruthart die letzten dreißig
Jahre seines Lebens verbrachte. Mitte des siebzehnten Jahrhunderts hielt er sich in Italien (Rom und
Venedig) auf, 1663-1664 wurde er als Mitglied der Malergilde in Antwerpen geführt. Zwischen 1665
und 1667 arbeitete Ruthart für Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein in Wien, 1672 war er wieder in
Venedig und Rom. Im selben Jahr trat er in das Kloster Sankt Eusebius in Rom ein, kurz darauf ging
er nach Santa Maria di Collemaggio in Aquila.
Ruthart war offensichtlich Autodidakt. Ältere Experten der Tiermalerei wie Frans Snyders, Jan Fyt
(Kat. Nr. 92) und Giovanni Benedetto Castiglione haben Ruthart möglicherweise beeinflußt, ihre
Werke waren jedoch für Rutharts Themen und Stil nur von untergeordneter Bedeutung. Rutharts
eklektische Neigungen umfaßten das Interesse für Antiquitäten; die Darstellungen seiner Tiere
jedoch, einschließlich der damals exotischen Großkatzen, müssen auf exakten Beobachtungen der
Tierwelt basieren. In dieser Beziehung kommt er noch vor George Stubbs. Die willkürliche Art und
Weise, wie er Tiere auf seinen Bildern anordnet und sie neben eigenartige Motive plaziert (so die
Skulpturen auf dem vorliegenden Bild) gehört vollständig zur Tradition von Wanderkammer-
Sammlungen der späten Renaissance und läßt sich besser mit Zeichnungen Jacob de Gheyns II. und
den Paradiesbildern Roelant Saverys vergleichen. Sowohl Ruthart als auch Savery hatten sicherlich
Zugang zu importierten Tieren in den Zoos von Fürsten wie Karl Eusebius und Kaiser Rudolf II.
Dieses Gemälde liefert genügend Beweise dafür, daß Ruthart mit der römischen Skulptur oder
zumindest einer ihrer eigenartigeren Formen vertraut gewesen sein dürfte. Löwen, Esel, Hirsche -
wie derjenige auf dem Gegenstück zu diesem Bild in der Liechtensteinischen Sammlung (Luchse
pirschen sich an einen Panther heran, der einen Hirsch erlegt hat, illustriert in Baumstark 1979, S.
59) - sowie Füchse sind in ähnlicher Haltung in der alten Marmormenagerie der Sala degli Animali im
Vatikan (Amelung 1908, Abb. 30-39) zu sehen. Wesentlich für Schönfelds Werk ist das bekannte
römische Motiv des Löwen, der ein Pferd angreift, und dessen berühmtestes Beispiel sich seinerzeit
auf dem Kapitol befand (Haskell und Penny 1981, S. 250-251, Nr. 54, Abb. 128; siehe Amelung
1908, Abb. 35, Nr. 135, zu einem ähnlichen Werk). Diese monumentale Skulptur inspirierte die
vielen kleineren Bronzen von Giovanni Bologna und dessen Schülern, wie Antonio Susini, von
Löwen, die entweder ein Pferd oder einen Stier erlegen (Wien 1978, S. 252-258).
Rutharts Motiv eines Leoparden auf dem Rücken eines Löwen erinnert, was die Haltung der
kleineren Katze betrifft, an Susinis Bronze nach Giovanni Bolognas Löwen, der ein Pferd angreift;
eine Version befand sich ab 1658 in der Liechtensteinischen Sammlung (Kat. Nr. 15; Wien 1978, Nr.
172a). Fürst Karl Eusebius war ebenfalls im Besitz einer anscheinend einmaligen Bronze aus Susinis
Atelier, die einen Leoparden, und keinen Löwen, darstellt, der einen Stier angreift (Kat. Nr. 16).
Diese möglichen Modelle für Rutharts undatierte Komposition deuten darauf hin, daß er sein Bild
während seines Aufenthalts in Wien in den Jahren 1665-1667 malte. Die Leinwand kam jedoch erst
1786 in die Sammlung Liechtenstein, nachdem Fürst Joseph I. sie in Wien vom Freiherrn von
Bartolotti erworben hatte.
Die Verbindung zu Susini mag ein Hinweis darauf sein, daß die anderen quasi-antiken Motive
Skulpturen nachempfunden sein könnten, die Ruthart in Rom gesehen hatte. Die Hermes-Figur ist
eine Nachahmung eines Kopfs von Pan auf dem Körper eines Satyrs; der kreisförmige Sockel ist
wahrscheinlich eine Erfindung Rutharts. Die Marmorvase bezieht sich, was ihre Form betrifft, eher
auf römische Glaskunstwerke, während das Triton-Relief an Figuren erinnert, die auf Sarkophagen
gefunden wurden (Maxwell Andersen von der Abteilung für griechische und römische Kunst des
Metropolitan Museum in New York machte diese Beobachtungen). Und schließlich ähnelt die
gesamte Komposition der wilden Tiere vor einer Felswand in gewisser Weise einem Mosaik aus der
Hadriansvilla, auf dem ein Löwe einen Stier angreift und zwei Hirsche an einem Steilhang zu sehen
sind (Amelung 1908, Abb. 33, Nr. 125a). Daß zwei Künstler wilde Tiere in entsprechend
bedrohlicher Umgebung dargestellt haben, könnte jedoch auch ein Zufall sein. Ruthart kümmerte sich
nicht besonders um geographische oder archäologische Genauigkeit. Wie bei vielen seiner Bilder
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