Jahre 1718, kann als Maßstab für Wiens neue Bedeutung als künstlerisches Zentrum gedeutet
werden. Man weiß nichts Bestimmtes über das Interesse der Fürsten von Liechtenstein an der
Manufaktur Du Paquiers, aber das Vorhandensein von seltenen Modellen aus den Anfangsjahren der
Manufaktur in der Liechtensteiner Sammlung weist darauf hin, daß die Fürsten mit ihrer
Unterstützung nicht im Verzug waren.
Bald schon symbolisierte europäisches Porzellan aristokratische Mode. Die Mehrheit der
europäischen Manufakturen wurden, nach dem Beispiel von Meißen, von Staatsoberhäuptern oder
dem Adel aus nationalen und persönlichen Prestigegründen errichtet und unterstützt, was nirgendwo
offensichtlicher war als auf den Tafeln des achtzehnten Jahrhunderts. Lady Mary Wortley Montagu
hatte 1716 den “Geschmack und die Pracht” der Wiener Gewohnheiten bei Tisch, mit den fünfzig
oder noch mehr Hauptgängen, die auf Silberplatten serviert wurden, und das Kaffeeservice “aus
feinstem Porzellan” bewundert. Zu diesem frühen Zeitpunkt kann sie allerdings nur Schüsseln und
Platten aus orientalischem Porzellan gemeint haben, aber schon bald würde Meißen seine ersten
großen plastisch gearbeiteten Stücke, darunter der von J. J. Kändler für Fürst Joseph Wenzel
dekorierte Leuchter, herstellen. Tischgedecke aus Porzellan wurden zu einer notwendigen
Ausstaffierung höfischen Lebens und ersetzten nach und nach jene aus Silber. Eine ebenso
bedeutende Rolle kam ihnen bei königlichen oder diplomatischen Geschenken zu. Wie so oft in den
Bereichen der Mode und des guten Geschmacks waren auch hier die Franzosen führend: War Ende
des siebzehnten Jahrhunderts silbernes Tafelgeschirr noch ein begehrtes Geschenk des französischen
Königs gewesen, so war es im achtzehnten Jahrhundert ein Service aus Sevres, wie jenes für Maria
Theresia im Jahre 1758. Der preußische König, voller Stolz auf seine neue Berliner Manufaktur und
bestrebt, aller Welt deren Erfolg zu demonstrieren, wählte ein Tafelservice als Geschenk für seinen
alten Freund Fürst Joseph Wenzel im Jahre 1763. Mit seiner schimmernden Glasur und seinen
lebendigen Farben paßte es hervorragend zu der Leichtigkeit und Eleganz des Wiener Hofes, zu
dessen bedeutenden Mitgliedern die Fürsten von Liechtenstein gehörten.
Clare LeCorbeiller