setzte sich Karl Eusebius mit dem jungen Susini in Verbindung, dem die 1658 inventarisierten Güsse
zugeschrieben werden können. Zusätzlich erwarb Karl Eusebius mehrere von Susinis eigenen
Kompositionen - David mit dem Kopf Goliaths, Venus, die Cupido bestraft, und Venus, die Cupidos
Pfeile verbrennt -, sowie eine Reihe von Bronzen nach solch berühmten antiken Statuen wie der
Farnesische Herkules, der Farnesische Stier und Laokoon.
Karl Eusebius’ Interesse an Bronzen beschränkte sich nicht auf seine Erwerbungen von Giovanni
Francesco Susini. Er mußte bereits zu einem früheren Zeitpunkt Kontakt mit dem Flamen Francois
Duquesnoy aufgenommen haben, der seine Heimatstadt Brüssel 1618 verlassen hatte und nach Rom
gezogen war, denn bereits 1633 befand sich ein silbernes Relief von “Francisco Fiamengo” mit “drei
Jungen, die Trauben essen, in einem Elfenbeinrahmen mit Ecken aus Lapislazuli” im Besitz der
Fürstlichen Sammlungen (Haupt 1983, Textband, S. 304). Duquesnoys berühmte Bronzestatuetten
von Merkur und Apollo wurden im Verzeichnis aus dem Jahre 1658 aufgeführt. Beim Lesen des
Inventars taucht jedoch die Frage auf, ob andere Bronzen, jetzt verschollen, möglicherweise auch
von Duquesnoy stammten, zum Beispiel “ein schlafendes Christuskind, das auf einem schwarzen
Ebenholzkreuz liegt” oder “zwei kleine Kinder bei einem Brunnen, die miteinander streiten und
Schilfrohre halten, als wollten sie auf das Wasser schlagen.” Duquesnoy wird in einem späteren
[nventarverzeichnis von Karl Eusebius’ Elfenbeinsammlung, das kurz nach 1678 erstellt wurde,
erwähnt: “Zwei Reliefs, mit jeweils vier putfi, von Francisco Fiamingo” (Fleischer 1910, S. 226).
Karl Eusebius sammelte ebenfalls Werke aus Wachs und Elfenbein. Viele der Wachswerke stammen
von Daniel Neuberger, einem Künstler aus Augsburg, der sich in der Modellierung von farbigen
Wachsbildwerken spezialisiert hatte und von 1651 bis 1663 für den Kaiser in Wien arbeitete. Was die
Elfenbeinsammlung betrifft, so hatte Karl Eusebius seinen eigenen Kammerbildhauer, Adam
Lenckhardt (1610-1661), einen talentierten Meister aus Würzburg, den er von 1642 bis 1660
verpflichtete (Theuerkauff 1965, S. 30-31). Wie im Verzeichnis von 1678 vermerkt, können viele der
Elfenbeinstücke - Werke mit sowohl religiösen als auch mythologischen Themen - diesem Künstler
zugeschrieben werden, ein Beweis für das breitgefächerte und vielseitige Interesse des Fürsten.
Von der Natur mit einer ungewöhnlichen Begabung als Kunstverständiger und Amateurarchitekt
ausgestattet, hatte Karl Eusebius einen ausgesprochen klassizistischen und “italienischen”
Geschmack. Die Wurzeln lagen in seiner humanistischen Erziehung und dem allgemeinen
künstlerischen Klima in Böhmen, wo norditalienische Architekten und Steinmetzen einen rigorosen
spätrenaissance und protobarocken Stil in den zahlreichen nach 1620 in Prag errichteten Palästen und
Kirchen eingeführt hatten. Der Feldsberg selbst, eine beeindruckende italienische Konstruktion,
verdankte seinen Entwurf im Stil der Spätrenaissance Giovanni Battista Carlone, der 1621 mit dem
Umbau des Schlosses beauftragt worden war (Haupt 1983, Textband, S. 42). Der Entwurf für die
große Kirche der Mariä Himmelfahrt in Feldsberg stammte von Giovanni Giacomo Tencala, in
Diensten Karl Eusebius’. Die Arbeiten wurden 1631 begonnen und zwei Jahre später abgeschlossen.
Die luftige Architektur des Gebäudes und seine prächtige, frühbarocke Stuckdekorationen, die von
Bernardo Bianchi und Johann Tencala ausgeführt wurden, erinnern stark an die Kirchen der
Gegenreformation in der Lombardei und Emilia und veranschaulichen die Vorliebe des Schloßherrn
für italienische Architektur.
Karl Eusebius’ Kenntnisse in diesem Bereich sowie seine künstlerischen Unternehmungen, die er
eines Fürsten als würdig erachtete, inspirierten seine berühmte Abhandlung über die Architektur, die
er für seinen Sohn und Nachfolger in den Jahren 1675-1680 verfaßte (Fleischer 1910, S. 87-209).
Nach der detaillierten Darlegung seiner Ansichten zum idealen Schloß und den idealen Gärten
erklärte Karl Eusebius, ein richtiger Fürst müsse vor allem ein wahrer “Connaisseur” (curiosissimus)
sein. Er solle seltene und außergewöhnliche Gemälde sowie Skulpturen, die eine “schöne und
notwendige curiositäf” seien, sammeln und seine Gärten und Galerien damit füllen. In der Tat, so
fügt er hinzu, solle ein Fürst zwei verschiedene Galerien haben, eine für Statuen und eine für Bilder.