Volltext: Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

Es war diese Bereitschaft - und Fähigkeit - Mazzas, seinen Stil mit dem seiner Malerkollegen aus 
Bologna zu harmonisieren, die Zanotti als die ungewöhnliche “malerische Phantasie” (estro pittorico) 
des Bildhauers lobte. Die Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Büsten und dem Franceschini-Zyklus 
deutet darauf hin, daß die Skulpturen zwischen 1695 und 1700 entstanden sein dürften. 
Olga Raggio 
LITERATUR: Kat. 1767, S. 70, Nr. 59-60; Arfelli 1934, S. 421 
Massimiliano Soldani 
Toskana, 1656-1740 
VENUS MEDICI 
Bronze mit rotbrauner Lackpatina 
A. 157,5 cm 
Liechtenstein Inv. Nr. 537 
Die Marmorfigur der Venus Medici, eine Kopie des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach einem 
Bronzeoriginal des 1. Jahrhunderts v. Chr. (Neumer-Pfau 1982, S. 183ff.; s. a. Mansuelli 1961, Bd. 
1, S. 69, Nr. 45 mit Abb.), war seit Anfang des 17. Jahrhunderts eine der meistbewunderten Antiken 
in Rom (Haskell/Penny 1981, S. 325, Nr. 88). 1638 publizierte F. Perrier drei ihrer Ansichten 
(Segmenta nobilium signorum, Taf. 81-83), und von der Jahrhundertmitte an wurde sie häufig in 
Marmor kopiert. Eine der frühesten dieser Kopien, die 1666-1673 J.J. Clerion in Rom anfertigte, ließ 
Ludwig XIV. im Vestibül des Appartement des Bains in Schloß Versailles aufstellen (Souchal 1977, 
Bd. 1, S. 104). Nach ihrer Überführung 1677 von Rom nach Florenz in die Tribuna der Uffizien 
steigerte sich der Ruhm der Venus Medici noch. 1687 gossen die Brüder Keller eine originalgroße 
Bronzereplik (Hallo 1927, S. 213, Abb. 8), drei Marmorkopien entstanden in den 80er Jahren für die 
Gärten von Versailles und Marly (Souchal 1977, Bd.1, S. 80, 104, 191). Einige dieser Kopien könnte 
Fürst Johann Adam gekannt und 1695 zu seinem Entschluß angeregt haben, sich von Soldani eine 
originalgroße Bronzekopie gießen zu lassen (Lankheit 1962, Dokument 643); zusammen mit dem 
Tanzenden Faun als Gegenstück sollten beide im Stadtpalast Johann Adams in Wien, der damals im 
Bau war, Aufstellung finden. Soldani goß die Venus 1699 zugleich mit dem Bacchus nach 
Michelangelo. Er versuchte den Geschmack seines Auftraggebers zu treffen, indem er besondere 
Mühe auf die Ziselierung und Glättung der Oberfläche verwandte, um sie « delicata, e morbida come 
se fusse carne » (Lankheit 1962, Dokument 674) zu machen. Obwohl der Guß bereits 1702 
fertiggestellt war, gelangt die Bronze erst 1707 nach Wien. Am 4. 1. 1707 teilte der Fürst Soldani 
sein Gefallen an dem Werk mit (Lankheit 1962, Dokument 685). Wie bei dem Tanzenden Faun ließ 
Soldani die Baumstütze des Florentiner Marmors fort und wählte eine rechteckige Basis. Ihr Delphin 
und zwei darauf reitende Eroten begleiten die Göttin, deren Eindruck von Leichtigkeit und Grazie, 
den sie ausstrahlt, durch die außergewöhnliche Feinheit der Ziselierung und die schimmernde 
Lackpatina verstärkt wird. 1711 benutzte Soldani die Formen zu einer neuen Version der Venus - 
ohne die Eroten - für John Churchill, erster Herzog von Marlborough. Dieser stellte sie zusammen 
mit drei anderen originalgroßen Güssen nach Antiken der Medici-Sammlungen im Park von Schloß 
Blenheim auf (Radcliffe in: Ausst.-Kat. Washington 1985, Abb. 216).
	        

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