Franceschini die noch ausstehende Summe von 700 Dukaten (die 3200 Dukaten für die
verschiedenen Bilder sowie 500 Dukaten extra, auf die man sich 1693 geeinigt hatte) und einen
versprochenen Zuschlag von 100 Goldmünzen. Die acht Bilder wurden im März verschickt. In
seinem Brief vom 17. desselben Monats teilte Franceschini - noch stets besorgt um die korrekte
Sequenz der Gemälde - dem Fürsten mit, daß er die Rückseiten der Bilder für die Türen numeriert
habe, um sicherzustellen, daß die richtige Reihenfolge eingehalten werden würde. Die Nummern sind
noch heute auf der Rückseite von zwei der Bilder zu erkennen. Dies war notwendig, da nicht alle
Episoden des Diana-Zyklus aus Ovids Erzählung stammen, so daß Franceschini bis zu einem
gewissen Grad seine eigene narrative Reihenfolge bestimmen mußte, was beim Adonis-Zyklus nicht
der Fall gewesen war. Er fügte Anweisungen für die Anbringung der dekorativen Putten-Gemälde
hinzu, um deutlich zu machen, daß die Fensterstücke die Szene um sie herum ergänzten. Die Bilder
zu beiden Seiten der badenden Diana zeigten beispielsweise einerseits badende Putten "nach dem
Beispiel der Nymphen" und andererseits Putten, die die Kleider der Nymphen angelegt hatten und
mit deren Waffen spielten.
Da er nach der Erhalt der Bilder nicht sofort eine Nachricht des Fürsten erhalten hatte, schrieb
Franceschini ihm am 1. Dezember 1700 einen Brief, in dem er dem Fürsten mitteilte, wie das Fehlen
eines Briefes ihn "in großer Angst leben ließ und ihn befürchten ließ, ungewollt einen Fehler gemacht
zu haben." Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn ein Brief, "nostro contento"
ausdrückend, war bereits unterwegs. Und in der Tat sollte ihm der Fürst vier Jahre später weitere
Arbeiten für das Gartenschloß anvertrauen. Diesmal sollte Franceschini Freskomalereien ausführen,
in Zusammenarbeit mit einem Experten in perspektivischen Arbeiten ("un quadrista").
Die Bilder blieben nicht lange nach Fürst Johann Adams Tod im Gartenschloß: bereits 1780 befand
sich eine Reihe von ihnen im Stadtschloß, wo sie ungeachtet der Geschichte, die sie erzählten,
durcheinander aufgehängt wurden. Ein schlimmeres Schicksal harrte des Diana-Zyklus. Zwei der
Fensterstücke wurden 1880 verkauft, ein weiteres 1924. Im selben Jahr wurden drei weitere
Gemälde des Zyklus veräußert. Dem Adonis-Zyklus erging es etwas besser, obwohl sich nur noch
eines der Fensterstücke in der Liechtensteiner Sammlung befindet (zu den Fenstergemälden siehe
Miller 1979) und der Verbleib des Deckenbildes unbekannt ist (zum Verbleib der verschiedenen
Gemälde der beiden Zyklen siehe Millers Studie).
Die Räumlichkeiten, in denen die beiden Zyklen ursprünglich hingen, sind jedoch leicht zu finden, da
nur zwei Zimmer des betreffenden Stockwerks des Gartenpalais die passende Anzahl und Folge von
Türen und Fenstern haben sowie einen Kamin, den Franceschini in seinem ausführlichen Brief vom
12. November 1692 beschrieb. Es sind die beiden stanze reali zur Gartenseite des Palastes, am Ende
eines langen Flures, die Nummern 2 und 3 eines 1864 veröffentlichten Grundrisses des Palais (siehe
Passavent 1967, Abb. 117), wie sie auch auf dem Plan, den Franceschini im September 1692 erhalten
hatte, eingezeichnet waren. In seinem Brief vom 26. Oktober 1692 hatte der Fürst Franceschini
vorgeschlagen, die Bilder zu numerieren, beginnend mit dem Gemälde am Eingang des Zimmers. Der
Maler nahm diesen Vorschlag an. Man kann den Raum des Diana-Zyklus jedoch durch drei
verschiedene Türen betreten. Theoretisch gäbe es also drei Punkte, an denen der Zyklus beginnen
könnte und damit drei mögliche Reihenfolgen, die jede die Abfolge der Größe der Gemälde
verändern würde. Im ursprünglichen Phaeton-Zyklus begann Franceschini die Erzählung mit einem
großen Gemälde zur linken Seite einer Tür zu einem Nebenraum, während der Diana-Zyklus mit
einem Gemälde für eine Tür zur Linken einer weiteren Eingangstür (vom Flur her) anfing. Die letzte,
und endgültige, Lösung hatte den Vorteil, daß eine Tür auf einer Achse mit dem Haupteingang zum
zweiten Raum benutzt werden konnte.
Der Grund, weshalb Franceschini fünf Jahre, nachdem er den Auftrag erhalten hatte, das Thema
eines der Zyklen veränderte, geht nicht aus seiner Korrespondenz hervor. Zu dem Zeitpunkt war ihm
vielleicht bewußt geworden, daß ein Zyklus mit zwei Badeszenen von Diana und ihren Nymphen
dem Fürsten besser gefallen würde als ein Zyklus, der Apollos Sohn gewidmet sein würde.