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Thomas Ender
Österreich, 1793-1875
GLETSCHERMOTIV IN DEN ÖSTERREICHISCHEN ALPEN
Öl auf Papier auf Leinwand aufgezogen, 26,7 x 36,2 cm
Bez. Tho Ender
Liechtenstein Inv. Nr. 2001
Erw. 1982 durch Fürst Franz Josef II.
Die Schönheit der Alpenländer Österreichs hatte als einer der ersten Erzherzog Johann
von Österreich (1782-1859) systematisch zu erwandern und in künstlerischen Ansichten
aufzuzeichnen gesucht. Sein Kammermaler (seit 1829) Thomas Ender durchstreifte Jahr
für Jahr im Auftrag des Erzherzogs die Gebirgsregionen mit hundertfältigem Ertrag an
Aquarellen, die neben den Arbeiten Rudolf von Alts zu den bedeutendsten graphischen
Leistungen Österreichs im 19. Jahrhundert zählen. Einige dieser Aquarelle wurden von
Ender in das dauerhafte Medium einer Ölfassung ausgearbeitet, wie das vorliegende Bild.
Noch entzieht sich uns die Kenntnis der dargestellen Örtlichkeit wie des Jahres der
Wanderung, während der die Ansicht entstand, doch bei Durchsicht der noch
unpublizierten Aquarelle Enders sollte eine präzise Einordnung in das Werk des
Künstlers möglich sein. Schon jetzt lässt sich jedoch die Leistung des Landschaftsmalers
beurteilen, der ein Naturerlebnis mit dem Sachverstand und der Präzision des geübten
Vedutisten verarbeitet hat. Mit dem Sinn für die unerhört malerische Attraktion des
geologischen Befundes hat Ender den Einbruch einer Gletscherzunge in das
Hochgebirgstal dargestellt. Die Eismasse, die bläulich aufschimmert und von
Schneefeldern gerahmt wird, schiebt und bricht sich ihren Weg durch das Gestein. An
dieser wilden Schönheit vorbei zieht sich ein Gebirgssteig, den Wanderer begehen: ein
Massstab menschlicher Geringfügigkeit gegenüber der Urgewalt der Gebirge.
Reinhold Baumstark
LITERATUR: Kat. Thomas Ender und die österreichische Landschaftsmalerie, Galerie Hassfurther,
Wien 1982, Nr. 35°.
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