Literatur: G. Probszt, Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtmalerei, Wien
1889, S. 171; G. Probszt, Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtsmalerei,
Wien 1927, S. 124, Nr. 395; Kat. Ausst. 1950, Nr. 48.
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Joseph Rebell
Österreich, 1787-1828
Die Wiener Landschaftsmalerei des frühen 19. Jahrhunderts hat in Joseph Rebell ihren
bedeutendsten Neuerer gefunden. Die nachfolgende Generation wäre nachhaltiger von
ihm geprägt worden, hätte nicht ein früherer Tod sein Wirken vorzeitig beendet.
Dennoch war auch sein kleines Oeuvre in hohem Masse einflussreich, die Vorbildlichkeit
seiner Lichtmalerei klingt noch bei Waldmüller nach. Rebell hatte erst nach Anfängen im
Architekturfach zur Landschaftsmalerei gewechselt. Michael Wutky, der Spezialist für
italianisierende Effektstücke, war sein Lehrer und so war auch die Reise nach Italien eine
Konsequenz dieser Schulung. 1809 reiste Rebell über die Schweiz nach Norditalien. Er
wurde von Eugene Beauharnais protegiert, später in Neapel auch von Joachim Murat.
1815 bis 1824 arbeitete er in Rom im Kreis der deutschen Künstler. Dort wurde er von
Kaiser Franz I. entdeckt, der vier seiner Gemälde erwarb und ihn 1824 als Direktor der
kaiserlicher Gemäldesammlung im Belvedere nach Wien berief. Jahrelang
überanstrengende Arbeit verzehrte Rebell, der auf einer nach München und Dresden
unternommenen Erholungsreise verstarb.
VESUVAUSBRUCH BEI NACHT
Leinwand 82 x 115 cm Bez. Jos:Rebell 1808 Liechtenstein Inv. Nr. 1384 Erw. 1823 vom
Künstler durch Fürst Johannes I. zusammen mit dem folgenden Gemälde um 2950
Gulden.
Der Blick über das an Klippen sich brechende Meer auf den Vesuv, dessen
Feuereruptionen mit dem Licht des Mondes vereint gegen Wolken und Rauch die Nacht
erhellen, gilt dem malerischen Effektstück. Solche Schilderungen dramatischer
Lichtphänomene, das künstlerische Erfassen des Waltens der Elemente, ja des Aufruhrs
der Natur waren im späten 18. Jahrhundert in Italien beliebt gewesen und zumeist von
ausländischen Künstlern gepflegt worden. Jacob Philipp Hackert (1737- 1807) und
Joseph Wright of Derby (1734- 1797) zählen zu den Begründern dieser Bildgattung. Der
Österreicher Michael Wutky (1739- 1822) hatte italienische Effektstücke, die 1786
erstmals in Wien ausgestellt worden waren, bis in das 19. Jahrhundert hinein gemalt. Sein
Schüler Joseph Rebell lässt als 21jähriger mit dem vorliegenden Gemälde ein
meisterliches Verständnis der dieser Bildform innewohnenden Dramatik erkennen. Doch
darf seine pittoreske Lichtmalerei nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine imaginäre
Projektion und nicht der Niederschlag einer Naturbeobachtung gegeben ist. Er, der
später die Küste Neapels in hinreissenden Veduten nach der Anschauung geschildert hat,
legte 1808, ein Jahr bevor er erstmals den Boden Italiens betreten sollte, gleichsam ein
Neapelerlebnis «avant la lettre» vor. Zwar soll die von Rebell hier gewählte Ansicht die
Südspitze des Kaps von Posillipo und die auf vorgelagerten Tuffklippen gelegene
«Scuola di Virgilio», einen als Zauberschule Vergils bekannten Ruinenkomplex,
darstellen, doch gilt das Bild mehr dem feuerspeienden Schauspiel des den Golf
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