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Peter Krafft
Österreich, 1780 - 1856
Nachdem Krafft anfänglich an der Fürstlich Hessischen Zeichenschule in Hanau
unterrichtet worden war, liess er sich 1799 an der Wiener Akademie unter Heinrich
Füger zum Bildnismaler ausbilden. Zwischen 1802 und 1804 besuchte Krafft das Atelier
des Jacques-Louis David in Paris. Getragen von der Welle einer neu aufbrechenden
Historienmalerei, die der Verherrlichung Napoleons galt, wurde Krafft von den wenig
älteren David-Schülern Gerard und Gros nachhaltig beeinflusst. Nach Wien
zurückgekehrt, erhielt er 1808 ein Stipendium zu einem Italienaufenthalt. 1813 wurde
Krafft zum Mitglied der Wiener Akademie, 1828 zum Direktor der kaiserlichen Galerie
im Belvedere ernannt. In seinen Historienbildern übertrug Krafft das Pathos seiner
französischen Vorbilder in eine nüchterne, bürgerliche Sphäre. Seine Gemälde dienten
dem neuen deutschen Geschichtsverständnis als eine bewusst national empfundene
'vaterländische Kunst "
DIE SIEGER VON ASPERN
Leinwand 112 x 162 cm Bez. PKrafft pin. 1820 Liechtenstein Inv. Nr. 1873 Erw. 1821
durch Fürst Johannes I. vom Künstler um 500 fl. Das Gemälde wurde durch Carl Rahl
im Kupferstich reproduziert.
‘Aspern repräsentiert Österreichs Grösse im Unglück", schrieb Joseph Freiherr von
Hormayr 1821 über die Schlacht, die am 21. und 22. Mai 1809 vor den Toren Wiens
zwischen den Armeen Frankreichs und Österreichs geschlagen worden war. Nicht allein,
dass das österreichische Heer siegreich blieb, sondern dass es Österreich war, das
Napoleon zum erstenmal in seiner bis dahin unaufhaltsamen Siegeslaufbahn
niedergerungen hatte, trug zur Glorifizierung und zum Nachruhm der Schlacht von
Aspern bei. 1811 schon war das Schlachtgeschehen in einem Panorama für die Wiener
Bevölkerung nachgestellt worden, 1813 erhielt Peter Krafft von den
niederösterreichischen Landständen den Auftrag zu-einer monumentalen Darstellung
dieses Sieges, die zum Schmuck des Ehrensaales im Wiener Invalidenhaus bestimmt war.
Das 1819 fertiggestellte Gemälde, das sich heute im Heeresgeschichtlichen Museum in
Wien befindet, wiederholte Krafft im darauffolgenden Jahr in einer verkleinerten,
eigenhändigen Fassung für den Fürsten Johannes I. von Liechtenstein. In der
Gesamtanlage seiner Komposition folgte der Künstler der berühmten Darstellung
"Napoleon auf dem Schlachtfeld von Eylau" von 1808, die Antoine-Jean Gros (1771-
1835) geschaffen hatte und Krafft in einer seitenvertauschten Stichreproduktion
zugänglich war. Der Ritt des siegreichen Feldherrn und seiner Generäle vorbei an
Verwundeten und Gefallenen vor dem Ausblick auf das noch andauernde
Schlachtgeschehen findet sich dort vorgebildet, wenngleich Krafft in der Schilderung des
einfachen Soldaten bewusst bürgerlich-genrehafte Züge hervorhebt. So bezieht sich die
Gruppe am linken Bildrand, die Erinnerungen an Raphaels "Grablegung Christi"
wachruft, auf den schwerverwundeten Unterleutnant Johann Zadrazil vom k. k. 4.
Feldartillerie-Regiment, dem stellvertretend für die vielen namenlosen Opfer der Schlacht
die Fürsorge seiner Kameraden gilt. Den Heldenmut der österreichischen Soldaten