Volltext: Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

angesprochen haben, und gerade diese Synthese von künstlerischem Talent und väterlicher 
Zuneigung verleiht Clara Serenas Porträt diese bezaubernde Schönheit. 
Reinhold Baumstark 
LITERATUR: Kat. 1767, Nr. 389; Kat. 1780, Nr. 585; Kat. 1873, Nr. 119; Kat. 1885, Nr. 105; Rooses 1886-1892, 
Bd. 4, Nr. 1134; K.d.K. 1921, S. 135 und 460; Kat. 1931, Nr. 105; Luzern 1948, Nr. 111; van Puyvelde 1948, S. 79; 
Gombrich 1952, S. 320; Rotterdam 1953, S. 65; Garas 1955, S. 191; Held 1959, Bd. 1, S. 138; Kat. 1974, Nr. 4; 
Varshavskaya 1975, S. 175-176; Baudoin 1977, S. 168; Vlieghe 1977, S. 89-90; Wien 1977a, Nr. 17; Wien 1977c, 8. 
92; Baumstark 1980, Nr. 44; Held 1980, Bd. 1, S. 597. 
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Peter Paul Rubens 
Flandern, 1577-1640 
MARS UND RHEA SILVIA (Skizze) 
ÖL auf Leinwand; 46,3 x 64,5 cm 
Liechtenstein Inv. Nr. 115 
Die vorliegende Ölskizze stellt Rubens ersten Entwurf einer Komposition dar, die er später als 
großformatiges Bild ausarbeitete. Seit 1710 ist dieses Gemälde im Besitz der Fürsten von 
Liechtenstein und mit dem Erwerb der Skizze im Jahre 1977 - dem vierhundertsten Geburtstag des 
Malers - für dieselbe Sammlung waren das modello und seine Endfassung wieder vereint. Bis zu dem 
Zeitpunkt konnten nur die große Rubenssammlung im Kunsthistorischen Museum in Wien einen 
direkten Vergleich zwischen dem ersten Entwurf und der endgültigen Version bieten. 
Rubens schildert die Liebe des Kriegsgottes Mars zu Rhea Silvia, der Tochter von König Numitor, 
so wie es in der antiken Literatur geschrieben steht. Rhea Silvia war Priesterin im Vestatempel, wo 
die Statue der Pallas Athene als mächtige Göttin verehrt wurde. Das Palladium, so wurde die Statue 
genannt, die der Überlieferung zufolge aus Troja mitgebracht worden war, war zum heiligsten 
Götterbild in Rom geworden. Jungfräuliche Priesterinnen, in Weiß gekleidet, hüteten das ewige 
Feuer, das vor dem Palladium brannte und beschützten die Statue vor der Entweihung durch die 
Anwesenheit von Männern. Kurz, aber effektvoll beschreibt Rubens die Ausübung des Kults und 
seine Profanierung durch das Eingreifen eines Gottes. Die Vestalin Rhea Silvia sitzt neben dem Altar, 
auf dem die ewige Flamme zu Ehren des direkt dahinter stehenden Palladiums brennt. Sie 
vernachlässigt ihre Pflicht, über Athene und das Feuer zu wachen und wirft Mars, der zu ihr eilt, 
liebende Blicke zu. Obwohl sie in den Augen des Gesetzes schuldig ist, ihre heiligen Pflichten 
vernachlässigt zu haben - wofür sie später mit dem Tod bestraft wird -, wird Rhea Silvia doch in den 
Kreis der Götter aufgenommen. Ihrer Liebesbeziehung zu Mars entspringen die Zwillinge Romulus 
und Remus, die Gründer der Stadt Rom, die nach dem Tod ihrer Mutter von einer Wölfin gesäugt 
wurden. Mit seiner Porträtierung der mythischen Begegnung zwischen Gott und Priesterin berührt 
Rubens die legendäre Geschichte der Entstehung Roms. 
Das Thema des Gemäldes wurde lange Zeit falsch interpretiert. Die große Leinwandversion wurde 
1710 als Darstellung von Mars und Venus erworben. Nach der Veröffentlichung des ersten Katalogs 
der Fürstlichen Sammlungen im Jahre 1767 ging man davon aus, daß es sich um Ajax und Cassandra 
handele. Evers (1943, S. 255-257) jedoch führte das eigentliche Thema wieder ein, indem er darauf 
hinwies, daß das Bild keinen Kampf während der Eroberung Trojas zeige, sondern ein Treffen 
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