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Jan Fyt
Flandern, 1611-1661
VOGELKONZERT
Öl auf Leinwand; 120 x 172 cm
Signiert und datiert (links, in Buch): 1658 / JOANNES FYT
Liechtenstein Inv. Nr. 823
Es sind nur einige wenige Bilder von Fyt bekannt, auf denen verschiedene Vogelarten dargestellt
sind. In jedem dieser Bilder sitzt ein Pfau dominierend im Mittelpunkt der Komposition und setzt mit
seinem prunkvollen Gefieder Maßstäbe für dekorative Effekte, die der Maler über das ganze Bild
aufrechterhält. Fyts Umgang mit farbigen Mitteln und seine außergewöhnliche Geschicklichkeit in
der Wiedergabe weicher Texturen waren für solche Themen hervorragend geeignet. Bilder wie diese
wurden häufig in die Wandtäfelung von Landhäusern eingesetzt. Spätere Werke des holländischen
Malers Melchior d’Hondecoeter (1636-1695) schmückten die Wände der Patrizierhäuser in
Amsterdam und der königlichen Paläste Soestdijk und Het Loo. Die malerische Art der Ausführung
und die leuchtenden Farben könnten ein Hinweis darauf sein, daß das Bild für einen reich dekorierten
Raum, in dem es aus einiger Entfernung betrachtet werden sollte, gedacht war.
Verschiedene Vogelarten, darunter einige exotische, waren Bestandteil der Paradies-Bilder von Jan
Brueghel dem Älteren und Roelant Savery anfangs des siebzehnten Jahrhunderts. Der Einfluß
Saverys ist bei den Amsterdamer Landschaftsmalern Gillis d’Hondecoeter (gest. 1638) und seinem
Sohn Gysbert (1604-1653) zu erkennen. Gysbert, dessen Sohn Melchior bereits oben erwähnt
wurde, malte eine ganze Reihe von Vogelbildern, einige davon mit sehr exotischen Arten (zum
Beispiel das frühe Vögel mit unterschiedlichem Gefieder im Museum Boymans-van Beuningen,
Rotterdam). Fyt hielt sich im Jahre 1642 für kurze Zeit in Holland auf und war, wie oft bemerkt
wurde, beeindruckt von den holländischen Stilleben.
Die Vögel, die Fyt auf seinem Bild darstellt, können in der Natur nicht gemeinsam vorkommen und
sind auch nicht für ihre Musikalität bekannt (Baumstark 1980, S. 168). Pfaue und Aras waren jedoch
als ornithologische Dekoration eleganter Häuslichkeit beliebt. Fyt hatte dabei möglicherweise den
witzigen Kontrast zwischen ihrem wunderbaren Federkleid und ihrer rauhen Schreie im Auge.
Nichtsdestoweniger könnte die Vorlage für Fyts lebhaftes - um nicht zu sagen lautes - Vogelkonzert
im Werk von Fyts Lehrer Frans Snyders zu finden sein. In Snyders großem, undatierten Vogelkonzert
in der Hermitage in Leningrad (1981 Kat. Nr. 607) hocken ungefähr drei Dutzend Vögel
verschiedener Arten auf den verdorrten Ästen eines Baumes. In ihrer kakophonen Aufregung
schenken sie dem Versuch der Eule, etwas Ordnung in den Gesang zu bringen, und auch dem
Notenbuch, das von einem Zweig herunterhängt, kaum Beachtung. Diese Komposition mit ihrem
komplizierten Rhythmus steht Fyts Bild näher als Snyders offensichtlich älteres Vogelkonzert (Die
Eule hält den Vögeln eine Predigt), das früher im Besitz des amerikanischen Pioniers und Sammlers
Robert Gilmor. Jr. (Rutledge 1949, S. 26, Abb. 2) war.
Das Vogelkonzert wurde auf das Jahr 1658, eine signierte Reproduktion im Prado in Madrid (135 x
174 cm) auf 1661 datiert, das Jahr, in dem Fyt starb. Ein Vergleich der Kompositionen und Maße
deutet darauf hin, daß die Liechtensteinische Leinwand in der Höhe um ca. 15 cm beschnitten wurde.
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