(als Herri met de Bles); Dülberg 1899, S. 76; Scheibler 1904, S. 553-554; Clemen und Firmenich-Richartz 1905, 5.
28, Nr. 204 (als Meister, der C. Engebrechtsz. nahesteht); Höss 1908, S. 66; Wurzbach, 1910, Bd. 2, S. 35; Cohen
1914, S. 528 (danach als Jan de Cock, sofern nicht anders angegeben); Baldass 1918, S. 129; Cohen 1921, S. 79-80;
Winkler 1924, S. 213; van Gelder 1927, S. 74; Dülberg 1929, S. 150; Kat. 1931, Nr. 710; Friedländer 1933, S. 62-63,
64, 126, Nr. 108; Hoogewerff 1947, Bd. 5, S. 137, Nr. 10 (als Lucas C. de Kock); van de Waal 1942, S. 39; Luzern
1948, Nr. 80; Friedländer 1949, S. 86; Bialostocki 1955, S. 487; Salvini 1958, S. 128; van Puyvelde 1962, S. 159;
Kat. 1965, Nr. 19; Benesch 1965, S. 98; Franz 1969, S. 59, 114-115, 116; Gibson 1977, S. 196-197, 200, 259, Nr. 75
(als Meister der Wiener Lamentatio - ein Künstler aus Antwerpen in Cornelis Engebrechtsz.' Atelier); Baumstark
1980, Nr. 31.
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Herri met de Bles
Flandern, tätig um 1535?- gest. nach 1550?
LANDSCHAFT MIT SCHMIEDE
ÖL auf Holz; 48,6 x 81,4 cm
Liechtenstein Inv. Nr. 749
Herri met de Bles - wörtlich "Herri mit der Blesse" - bekam seinen Namen aufgrund eines
auffallenden Merkmals, einer weißen Stirnlocke. In Italien ist er unter dem Namen Il Civetta, die
Eule, bekannt, da er häufig ein solches Tier in seine Kompositionen einbrachte. Wie sein richtiger
Vorname lautete, weiß man nicht mit Sicherheit, aber wahrscheinlich war er "Herri de Patenir", der
1535 Meister in der Antwerpener Malergilde wurde, und ein Verwandter von Joachim Patinir (tätig
um 1515 - gest. 1524), einem Antwerpener Künstler, dessen Landschaftsmalereien zum Vorbild für
Herris eigene wurden. Herri met de Bles ist der erste flämische Maler nach Patinir, der sich auf die
Landschaftsmalerei spezialisierte.
Man weiß ebenfalls nicht genau, wo er geboren wurde. Es gibt widersprüchliche Angaben früher
Autoren. Guicciardini (1567), dem sich Vasari (1568) anschließt, gibt Dinant als Geburtsort an; für
Lampsonius (1572), dem van Mander (1604) und Sandrart (1675) in der Auffassung folgen, ist es
Bouvignes. Für den Geburtsort Joachim Patinirs hingegen gibt die erste Gruppe Bouvignes, die
zweite Gruppe Dinant an. Da die beiden Städte aber an den gegenüberliegenden Ufern der Maas
‘iegen, könnte diese Unstimmigkeit vernachlässigt werden. Wie Koch (1968, S. 5-6) jedoch erläutert,
war Dinant politisch mit Lüttich und Bouvignes mit Namür verbündet. Lampsonius, in seiner
Funktion als Sekretär des Bischofs von Lüttich, wollte möglicherweise den Maler mit dem höchsten
Prestige, Patinir, den Neuerer, für Dinant in Anspruch nehmen. Der frühere und objektivere Bericht
von Guicciardini, einem Italiener, der sich nach 1542 in Antwerpen niedergelassen hatte, ist in dieser
Hinsicht wahrscheinlich verläßlicher.
Herri wurde wahrscheinlich zu spät geboren, um bei Patinir in die Lehre hätte gehen zu können.
Nichtsdestoweniger folgte er ihm als der größte Landschaftsmaler seiner Generation. Anders
konzipiert als Patinirs Landschaften sind Herris Bilder auch stimmungsvoller und naturalistischer. Im
kleinsten Detail des vorliegenden Bildes scheint der Maler bewußt den Stil Jan van Eycks, der ein
Jahrhundert früher wirkte, nachzuahmen - je genauer man es betrachtet, desto weiter sieht man, als
ob die bildhafte Wirklichkeit der Wahrnehmung durch das bloße Auge trotzt. Rechts im Bild
beispielsweise pflügt ein Bauer sein Feld und hütet ein Schäfer seine Herde. Vor der Felsnase in
weiter Ferne gehen zwei Wanderer zum Schloß. Obwohl solche Felsbrocken übertrieben und
phantastisch anmuten, so gibt es doch ähnliche geologische Formationen in der Gegend um Dinant.
Auch wenn dies nicht bedeuten soll, daß die beiden herausragenden Felsformationen im Mittelpunkt
des Liechtensteinischen Bildes - auf dem ersten Felsen steht eine Burg, der zweite hat die Form eines