Volltext: Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

(1950, S. 23) schlägt Lucas' älteren Bruder, Cornelis Cornelisz. Kunst vor, von dem es keine 
dokumentarisch belegten Werke gibt. 
In den zwanziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts gab es besonders enge künstlerische 
Beziehungen zwischen Leiden und Antwerpen, . so daß es häufig Unstimmigkeiten und 
Unsicherheiten darüber gibt, welche Gemälde und Zeichnungen welcher Stadt zugeschrieben werden 
müssen. Der Stil des Liechtensteinischen Bildes ist jedoch ausreichend flämisch, um alle Autoren, die 
das Bild analysiert haben, davon zu überzeugen, daß der Maler eine ganze Weile in Antwerpen gelebt 
haben muß. Was die Versuche betrifft, den Maler dieses Bildes und des Werkes aus der Bissing- 
Sammlung zu identifizieren, so bleibt Friedländers These die überzeugendste. Autoren wie 
Hoogewerff (1939, S. 357-360) und Franz (1969, S. 166), die den Heiligen Christophorus als 
Bezugsquelle ablehnen, sind der Auffassung, daß die Inschrift den Verleger als Hieronymus Cock 
identifiziere, dessen Vorname in Latein mit I oder J abgekürzt werden könne; eine Meinung, auf die 
Riggs (1977, S. 39, N. 7) nicht eingeht. 
Ein Einwand dagegen, beide Bilder Jan de Cock zuzuschreiben, ist der, daß viele der Arbeiten, die in 
dieselbe Gruppe eingeordnet wurden, einen Landschaftsstil aufweisen, den einige auf die Zeit nach 
dem wahrscheinlichen Tod des Künstlers im Jahr 1526 datieren. Franz zufolge, der den Holzschnitt 
von 1522 nicht berücksichtigte, wurde das Bild sogar erst nach 1526 gemalt. Man sollte im Auge 
behalten, daß viele dieser Bilder fälschlich Jan de Cock zugeschrieben wurden. Trotzdem darf man 
diesen Einwand nicht einfach unberücksichtigt lassen. Die Frage, ob Jan de Cock das Treffen der 
Heiligen Antonius Abbot und Paulus von Theben gemalt hat oder nicht, bleibt nach wie vor offen 
Es gibt mindestens zwei alte Kopien des Liechtensteinischen Gemäldes. Die Reproduktionen der 
Kopie aus der Khanenko Sammlung (während des Zweiten Weltkrieges aus dem Kunstmuseum der 
Ukrainischen Wissenschaftlichen Akademie in Kiew gestohlen) erwecken den Eindruck, daß die 
Kopie in Antwerpen während der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts gemalt wurde. Dasselbe 
gilt für die zweite Kopie (Muzeum Narodowe, Warschau), die grober in der Ausführung ist. Eine 
ähnliche Darstellung des Treffens der Heiligen Antonius und Paulus erscheint im Hintergrund eines 
Bildes, das Jan de Cock zugeschrieben wird, Die Versuchung des heiligen Antonius (Stedelijk 
Museum 'De Lakenhal', Leiden). 
Das vorliegende Bild wird seit 1712 in der Liechtensteinischen Sammlung aufgeführt. Obwohl kein 
Eintrag bezüglich des Erwerbs zu finden ist, so geht man doch davon aus, daß es, wie viele 
Liechtensteinische Gemälde, über einen Kunsthändler namens Fourchoudt gekauft wurde, der das 
Bild offensichtlich im Jahre 1668 von Antwerpen nach Wien schicken ließ (siehe Denuce 1931, 5. 
99, Nr. 5). Nachlaßverzeichnisse dreier Antwerpener Maler aus dem siebzehnten Jahrhundert 
erwähnen ein Bild der Heiligen Antonius und Paulus, das von Lucas van Leyden sein soll: das von 
Peter Paul Rubens 1640, Jeremias Wildens 1653 (siehe Denuce 1932, S. 64, Nr. 178 bzw. S. 167, 
Nr. 574) und Frans Snyders 1659 (siehe Denuce 1949, S. 189). Diese Eintragungen können sich auf 
eines oder mehrere Bilder beziehen, von denen eines oder mehrere mit dem vorliegenden Bild 
identisch sein könnten (die beiden letzten Hinweise stammen von Jeffrey Muller). Hoogewerff (1939, 
S. 371) weist darauf hin, daß das vorliegende Bild das des "Elias" von Lucas van Leyden sein könnte 
(dem ebenfalls ein Rabe Nahrung brachte), und das 1668 im Nachlaß Jan-Baptist Borrekens' erwähnt 
wurde (siehe Denuce 1932, S. 253). 
Guy C. Bauman 
LITERATUR: Kat. 1767, Nr. 245 (hier und in den folgenden Veröffentlichungen bis 1914 als Lucas van Leyden, 
sofern nicht anders angegeben); Kat. 1780, Nr. 108; Waagen 1862, S. 151; Waagen 1866, S. 277; Woltmann und 
Woermann 1887. Bd. 2. S. 78 (verwirft L. van Leyden als Maler des Bildes); Kat. 1885, Nr. 710; Suida 1890, S. 122
	        

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