Volltext: Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

(1915, S. 88) ist der Meinung, es sich hierbei um Jan de Cock handeln muß. Der Heilige 
Christophorus aus der Bissing-Sammlung bietet bislang den einzigen Anhaltspunkt für eine 
Zuordnung anderer Bilder zum Werke Jan de Cocks. 
Der historische Jan de Cock ist aus den Archiven der Antwerpener Malergilde bekannt. Daraus geht 
hervor, daß de Cock eine relativ bedeutende Persönlichkeit war. Er schrieb sich als Lehrling in den 
Jahren 1506 und 1516 ein, und im Jahre 1520 war er, zusammen mit Joos van Cleve, Dekan der 
Gilde. In den Büchern der Kathedrale von Antwerpen für die Zeit zwischen Weihnachten 1528 und 
Weihnachten 1529 wird seine Witwe erwähnt. 
Wenn Jan de Cock mit "Jan Wellens, alias Cock", der aus anderen Archiven der Stadt Antwerpen 
bekannt ist, identisch ist, dann starb er spätestens 1526. (Einem unveröffentlichten Dokument 
zufolge, das van den Branden [1883, Bd. 1, S. 289 N. 2] zitiert, heiratete die Witwe de Cocks am 
19. Januar 1527 ein zweites Mal.) Betrachtet man dies als wahrscheinlich, so kann man mit einiger 
Sicherheit davon ausgehen, daß de Cock zwei Söhne hatte: Matthijs Cock (gest. vor 1548), ein 
Landschaftsmaler, und Hieronymus Cock (1507-1570), der bekannte Graphiker und Verleger. Die 
Identifizierung Jan de Cocks mit Jan Wellen läßt es unwahrscheinlich erscheinen, daß Jan de Cock 
"Jan van Leyen" (Jan von Leiden) sein soll, wie es des öfteren vorgeschlagen wurde. Jan van Leyen 
war als Meister in der Malergilde von Antwerpen eingetragen. 
Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich bei den Malern des Liechtensteinischen Bildes und des Heiligen 
Christophorus um ein und dieselbe Person handelt, ist sehr hoch. Friedländer (1933, S. 61-62) liefert 
überzeugende Beweise dafür, daß beide Bilder Anfang der zwanziger Jahre des sechzehnten 
Jahrhunderts entstanden sind. Im Hintergrund des Heiligen Christophorus ist eine Szene dargestellt, 
in der sich eine Menschenmenge um einen gestrandeten Wal versammelt hat. Dürer erwähnt in seinen 
Notizen, daß er 1520 einen Ausflug von Antwerpen nach Zierikzee gemacht habe, um einem solchen 
Schauspiel, das er als äußerst selten beschreibt, beizuwohnen. Friedländer geht davon aus, daß sich 
die Darstellung im Heiligen Christophorus genau auf dieses Ereignis bezieht und liefert also einen 
Terminus post quem für das Bild der Bissing Sammlung. Für einen möglichen Terminus ante quem 
für das vorliegende Bild sorgt ein Holzschnitt aus dem Jahre 1522, der im Vordergrund die 
Versuchung des Heiligen Antonius zeigt (Reproduktion in Lafond 1914, gegenüber S. 90; ein 
Abdruck befindet sich im Metropolitan Museum, New York, [40.40]). Im Hintergrund des 
Holzschnitts wird das Treffen der Heiligen Antonius und Paulus geschildert, das der Darstellung auf 
dem vorliegenden Bild in einem Maße ähnelt, daß man glauben könnte, das Liechtensteinische Bild 
hätte die Vorlage zu diesem Schnitt geliefert. Die weniger verlockende Alternative ist, daß beide 
Werke eine gemeinsame Quelle haben, die noch nicht identifiziert ist. 
Friedländers Auffassung fand allgemeine Anerkennung bis Beets (1936, S. 61 und 69) eine andere 
Sichtweise vorbrachte. Da viele der Gemälde, die Jan de Cock zugeschrieben werden, eine enge 
stilistische Verwandtschaft zu Werken von Cornelis Engebrechtsz. (1468-1527) aufweisen, 
behauptet Beets, daß sie ein Künstler, der in Leiden tätig gewesen sei, gemalt haben müsse. Er weist 
darauf hin, daß bis Mitte des siebzehnten Jahrhunderts das Liechtensteinische Gemälde Lucas van 
Leyden zugeschrieben worden war, dem berühmtesten Schüler von Engebrechtsz. Da diese 
Zuordnung, wie Beets richtig bemerkt, nicht aufrechterhalten werden kann, schlägt er Lucas 
Cornelisz. de Kock (1495-1552), den jüngsten der drei Söhne Engebrechtsz.', die alle Künstler 
waren, als Maler des Bildes vor. Sollte diese Hypothese korrekt sein, dann irrte sich der Graphiker 
beim Heiligen Christophorus, als er J. anstelle von L. als Initiale des Vornamens des Künstlers 
angab. 
Baldass (1937, S. 127-128, 130-131) stützt Friedländers Ansicht, Hoogewerff (1939, S. 368) jedoch 
stimmt Beets zu. Wie aus der umfangreichen Bibliographie hervorgeht, hat es große Kontroversen 
um dieses Thema gegeben. Auch wenn Lucas van Leyden von fast niemandem mehr als Urheber des 
Werkes betrachtet wird, so stimmen doch einige Beets' Hypothese des Malers aus Leiden zu. Gerson
	        

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