sowohl in seiner gleichbleibend guten Qualität als auch in der Quantität der Werke, wurde
unterstützt durch seine bemerkenswerte Beherrschung des Figurenzeichnens (Pferde und Menschen
betreffend) und der Komposition (der energische Rhythmus und die zeichnerische Verkürzung der
Figurengruppe decken sich mit der dramatischen Situation und der Beschaffenheit des Geländes),
sein Gespür für die Harmonie der Farben (meist kühl) sowie seinen feinen, dekorativen Stil (sogar in
seinen frühen Werken vermeidet Wouwerman sowohl die kleinliche Schilderung eines Adriaen van
Ostade als auch den liebenswürdigen, jedoch oberflächlichen Figurenstil Berchems). Die am Boden
liegende Figur im Vordergrund, brillant plaziert, verspricht Bilder von hervorragendem malerischen
Können und starker Ausdruckskraft, wenn auch selten großen Formats.
Die vielen Kriegsszenen, die Wouwerman nach diesem Bild gemalt hat, weisen eine Vielfalt an
individuellen Motiven und große Unterschiede in ihrer Gesamtkonzeption auf. Möglicherweise gibt
es kein Bild, das auch nur annähernde Ähnlichkeit mit dem Gemälde der Liechtensteinischen
Sammlung hat. Eine Kopie des letzteren war bei der Lachmann-Auktion bei Lepke am 14. November
1911 in Berlin (Nr. 117, fälschlich Pieter van Laer zugeschrieben).
Das vorliegende Bilde wurde wahrscheinlich vor 1712 für die Fürstlichen Sammlungen erworben.
Walter Liedtke
LITERATUR: Kat. 1767, Nr. 327; Kat. 1780, Nr. 610; Smith 1829-1837, Bd. 1, S. 349, Nr. 502; Parthey 1863-1864,
Bd. 2, S. 813, Nr. 5(?); Kat. 1873, Nr. 670; Kat. 1885, Nr. 430; Hofstede de Groot 1908-1927, Bd. 2, S. 553-554, Nr.
908; Kat. 1931, Nr. 430; Thieme-Becker, Bd. 36 (1947), S. 267; Luzern 1948, Nr. 1977; Kat. 1970, Nr. 80.
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Philips Wouwerman
Niederlande, 1619-1668
BADENDE IN LANDSCHAFT
Öl auf Leinwand; 55,5 x 81 cm
Signiert (unten rechts): PHILS W (das erste Zeichen-scheint das Monogramm aller sieben
Buchstaben des Vornamens des Malers zu sein, P und L zählen doppelt)
Liechtenstein Inv. Nr. 432
Durch seine Begeisterung für Landschaften und Pferde kam Wouwerman zu Themen wie Krieg und
Frieden: Kampf- und Plünderszenen auf der einen Seite und Bilder von gelassenem Treiben unter
freiem Himmel auf der anderen. Letztere überwiegen in seinen späteren Werken, möglicherweise
weil der Maler selbst reifer geworden war. Mit Sicherheit spielte jedoch die Tatsache, daß in den
Niederlanden bessere Zeiten angebrochen waren (der längste Teil seiner Schaffensperiode fällt in die
zwei Jahrzehnte des Wohlstands und des Friedens von 1650 bis Ende des folgenden Jahrzehnts), eine
größere Rolle. Menschen ruhen sich mit ihren Pferden am Wegesrand aus oder am Rand eines
Feldes, auf dem sie arbeiten, oder aber am Ufer des Meeres, wo häufig ein frischer Fang Fische
dargestellt ist. Die feineren Freizeitbeschäftigungen wie die Falkenjagd, die Dressur (in Hinterhof-
"Reitschulen") oder das Ausreiten in eleganter Gesellschaft gehören ebenfalls zu den malerischen
Hauptanliegen des Künstlers. Es überrascht demnach nicht, daß Wouwermans Bilder auch unter
kunstverständigen Aristokraten des achtzehnten Jahrhunderts so beliebt waren, einer Zeit, in der die