Volltext: Die Armee, die es nicht geben durfte

Prominente Besucher beim General 
Nachdem er sich weitgehend und wie dies unter den provisorischen 
Gegebenheiten eben möglich ist, etabliert hat, bemüht sich General 
Holmston um Kontakte zu allierten Stellen. Doch das geht zunächst nur 
zäh vonstatten: die durch Auslieferungen belasteten Briten lassen kühle 
Ablehnung erkennen und teilen auf inoffiziellem Weg ihr Desinteresse 
mit. Noch scheint das Zweckbündnis der Alliierten mit den Sowjets 
mehr zu wiegen als alles, was mit den Deutschen zu tun gehabt hatte. 
Aber die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Ansichten und politischen 
und historischen Erwägungen. Und so reisen von diesem ersten Nach- 
kriegsjahr an bis 1947 prominente Besucher nach Liechtenstein, um 
sich mit dem General zu unterhalten: es hat sich herumgesprochen, 
welch interessante Persönlichkeit da im kleinen Liechtenstein sitzt. 
Interessant nämlich nicht allein aus persönlicher Sicht, sondern auch 
hinsichtlich ihrer Kenntnisse über die deutsche Heeres- und Kriegs- 
führung. Viele dieser Besucher kommen mit den offiziellen liechtenstei- 
nischen Stellen, den Behörden, gar nicht erst in Kontakt, weil die Ein- 
reise nach Liechtenstein über die offene Grenze zur Schweiz möglich 
ist. Manchmal erfährt man erst nach der Abreise, wer sich da aufgehal- 
ten hat. So besucht den General der militärische Korrespondent des US- 
Hauptquartiers, Kennedy, sein Kollege vom belgischen Armee-Ober- 
kommando, ferner der Chef des Stabes des US-Generals Mark Clark, 
des Oberbefehlshabers der alliierten 15. Heeresgruppe in Italien, der 
US-Generalkonsul Sam E. Woods, der amerikanische Senator Kenneth 
S. Wherry, Allan Dulles, der Leiter des amerikanischen Nachrichten- 
dienstes in Europa, und der Engländer Liddell Hart, einer der bedeu- 
tendsten Militärwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. 
Und dann sind da natürlich auch noch die anderen, bereits erwähnten 
Besucher, die sich als „Repatriierungskommission” bezeichnen lassen. 
obwohl der Staat, den sie repräsentieren. keineswegs für alle Osteu- 
ropäer, die ihnen ausgeliefert wurden, die Heimat ist. Viele wurden im 
zaristischen Rußland geboren oder außerhalb der Sowjetunion, in bei- 
den Fällen ist das bestehende Rußland in ihren Augen eben nicht ihre
	        

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