Die ,,Repatriierungskommission"
kommt nach Vaduz
Sochin berichtet auch über die Ankunft der aus Moskau angereisten
sowjetischen ,,Repatriierungskommission", die die Aufgabe hatte, alle
Russen, gleich welcher Herkunft, unter allen Umständen zur Reise in
die UdSSR zu bewegen. Dies ungeachtet der Tatsache, daß zahlreiche
dieser Russen nie Sowjetbürger gewesen waren, hatte doch ein großer
Teil von ihnen die Revolution im Ausland erlebt oder war gar nicht in
Rußland wohnhaft gewesen. Sochin: „Am Sonntag, den 28. August,
wurden wir alle in Vaduz versammelt. Es sollte über unser weiteres
Schicksal entschieden werden. Die russische Kommission, die seit eini-
ger Zeit im Land weilte, drängte mit allen Mitteln auf unsere Ausliefe-
rung. Diesem Begehren wurde nicht stattgegeben. Aus Sicherheitsgrün-
den wurde unsere Truppe auseinandergenommen. 28 Mann wurden in
der Turnhalle in Vaduz einquartiert. Die Ranghöchsten schickte man
wieder nach Ruggell ins Lager. Sechs Offiziere, darunter auch ich, wur-
den im Gefängnis in Vaduz in Schutzhaft gesteckt, wo wir die nächsten
drei Monate verbringen sollten... Am 28. November traf bei uns der rus-
sische Botschafter in Frankreich, Herr Bogomolow, ein und verlangte
von uns einen schriftlichen Verzicht auf die russische Staatsbürger-
schaft. Während des Winters logierten dann auch wir in der Turnhalle in
Vaduz. Tagsüber arbeiteten wir am Rheindamm. Es war eine sehr harte
Arbeit. Im März 1946 wurde unser Quartier in das neu errichtete Lager
nach Schaan verlegt. Hier war alles bestens organisiert. Die meisten von
uns waren orthodoxen Glaubens. Regelmäßig feierten wir zusammen
Gottesdienst. Im Sommer 1946 und 1947 fand ich wieder Arbeit auf
einem Bauernhof bei den Geschwistern Hemmerle in Vaduz. Es waren
sehr gute Leute. Sie nahmen mich auf wie einen eigenen Sohn. Unsere
Arbeitgeber hatten Fr. 60,- monatlich für uns an die Regierung zu zah-
len. Zusätzlich gaben sie uns ein Trinkgeld von Fr. 2, bis 3,— täglich.
Was dies damals für diese Kleinbauern bedeutete, kann man sich vor-
stellen.” Die Kommission aus Sowjetoffizieren, die sich eingehend mit
den Internierten befaßt und in ihrer „Freizeit” das Land besichtigt,