Offiziere auf Pilzsuche
Hilda Marxer, die ehemalige Wirtin des „Waldeck” in Gamprin, wird
zusammen mit ihrem Mann Gebhard in der fraglichen Nacht telefonisch
geweckt mit der Aufforderung, für über die Grenze gekommene Russen
Zimmer bereitzustellen: „Natürlich brachte diese Meldung große Unru-
he in unser Haus. Wir hatten Angst. Wir wußten nicht, was uns da erwar-
tete. So um vier Uhr trafen die Leute bei uns ein. Beim Wagen, in wel-
chem der General war, saßen vorne auf den Kotflügeln zwei Offiziere.
Es war eine sehr kalte Nacht. Alle waren durchgefroren. Sie wärmten
sich an unserem Ofen, den ich inzwischen eingeheizt hatte. Sie nahmen
dann noch etwas zu sich, bevor sie zu Bett gingen. Der General, seine
Frau, ein Oberleutnant, ein Leutnant mit seiner Frau, der Chauffeur, der
deutscher Nationalität war, und der junge Bursche des Generals blieben
dann so drei bis vier Monate bei uns. Es waren eigentlich sehr ange-
nehme Gäste. Mir fiel auf, daß sie immer voller Angst waren. Sie waren
sehr vorsichtig. Nie durfte ich ihr Zimmer betreten. Einmal kamen zwei
französische Offiziere in voller Uniform. Durch die Hintertüre drangen
sie in unser Haus ein und suchten sich selber, ohne irgend jemanden zu
fragen, den Weg zum Zimmer des Generals. Was sie gewollt haben,
weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatten sie eine längere Besprechung mit
dem General. Tagsüber machten unsere Gäste kleine Spaziergänge in
den Wald. Gerne gingen sie auch auf Pilzsuche. Der General hielt sich
aber hauptsächlich in seinem Zimmer auf.”
RC