Krieg fertig sei. Er redete auch von der verlorenen Heimat und unge-
wissen Rückkehr. Gegen vier Uhr waren alle notdürftig versorgt. Als ich
glaubte, mein langer Dienst höre nun endlich auf, wurde ich dazu
abkommandiert, die in einer offenen Scheune angebundenen Pferde der
Russen zu bewachen. Hungrig, in den nassen Kleidern frierend, ver-
kroch ich mich in einer Ecke bei der Tür zum warmen Stall. Als der
Bauer zur Viehfütterung kam, hatte er Erbarmen mit mir. Zuerst durfte
ich mich im Stall aufwärmen, und nachher gab er mir ein währschaftes
Morgenessen (kräftiges Frühstück). Gegen acht Uhr wurde ich
abgelöst.”
Zivilinstruktor Heinrich Habegger von der Grenzwachtrekrutenschule
ist in dieser Nacht auf Kontrolltour im Abschnitt, da man im Wald von
Schellenberg ständig Überläufer aufgreift, die die schwierige Gelän-
debeschaffenheit durch ansteigenden und abfallenden Boden, Nässe und
Schnee, dichten Bewuchs und die Dunkelheit ausnutzen wollen, sich in
die Sicherheit der Neutralität zu begeben. Er besucht auch die beiden
mit Karabinern bewaffneten Posten in‘ Hinterschellenberg. Und
während Grenzwache-Chef Dr. Wyss auf diesem Posten anruft, den
Habegger gerade kontrolliert, hört man die Geräusche der soeben ein-
treffenden Truppe. Habegger bittet seinen Chef, am Apparat zu bleiben.
Er gibt den Feuerbefehl und auch den Befehl zum Einstellen des Feuers
und nimmt Kontakt mit dem General auf; mit wenigen Worten werden
die Übergabemodalitäten besprochen. Die Truppe marschiert zur nahe-
gelegenen Straßenlaterne — die Grenze befindet sich nahe dem Wohnge-
biet —, in deren Licht Waffen und Munition deponiert werden und sich
die Menge sammelt. Nachdem die Übergabe in vollem Gang ist, geht
Habegger wieder zum Telefon und bespricht sich mit dem noch warten-
den Chef der Grenzwache in Schaanwald, der Verstärkung ankündigt.
Um 5 Uhr morgens erscheint Dr. Wyss dann auch persönlich, und zwar
zusammen mit dem Fürsten. Grenzwachtgefreiter Morf, der die Schüs-
se abgab, mit denen anstelle des anvisierten Vorderreifens des ersten
Fahrzeugs allerdings der Brunnen am Zollamt getroffen wurde, berich-
tet ähnliches, er ist froh, der Verantwortung für das Geschehen durch die
Anwesenheit eines Vorgesetzten und dessen Befehle enthoben zu werden.
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