Die Begeisterung Rußlands
weicht der Ablehnung
Oder: wie Hitler ungewollt Stalin half
Der .I. Nationalen Russischen Division" wird nun die Aufgabe übertra-
gen, hinter der Sowjetfront eine Partisanenbewegung zu organisieren
und zusammen mit einer antisowjetischen Streitmacht in Ruland den
nationalen Aufstand zu entfachen. In Wirklichkeit ist es dazu zu spát.
Die Möglichkeiten dazu sind durch Hitlers Miftrauen und Verblendung
vertan, obwohl sich die russische Bevólkerung nachweislich gern des
Stalinregimes entledigt hitte, sie hatte ihre Landsleute daher zunächst ja
mit offenen Armen empfangen, hatte sogar deutsche Truppen bei deren
Einmarsch gesegnet. Doch dann wurde deutlich: die Deutschen kamen
nicht als Befreier, sondern als Eroberer. Aus Freude wurde Enttäu-
schung, Haß: Zur Freude Stalins, der nun als Landsmann, nicht als Par-
teichef das Volk auf seiner Seite hatte. Diese Entwicklung war für die
russischen Freiwilligen zutiefst tragisch. Was Stalins Terror im Innern
zerbrochen hatte und die Deutschen wie eine reife Frucht hätten
pflücken können und wessen sich die Nationalrussen zunächst als Ver-
walter eines wiedergeborenen Rußland hätten bedienen wollen, war nun
wieder gekittet worden durch verblendete Parteifanatiker. So standen
alle Russen, die gegen die Rote Armee angetreten waren, Vor den Trüm-
mern ihrer Hoffnungen, zumal sie ganz genau wußten — ungeachtet ihres
persönlichen Schicksals —, daß aus einer vom kommunistischen Ruß-
land gewonnenen Schlacht Stalin und seine Partei stärker und mächtiger
denn je hervorgehen würden.-Sie hatten erleben müssen, wie sehr sie
getäuscht und mißbraucht, ja verraten wurden, hatten bei zu wenigen
Verständnis gefunden, geschweige denn Unterstützung für ihre nationa-
Jen Ziele.
Im Gegenteil: In Deutschland hatten sich inzwischen zwei Gruppen her-
auszubilden begonnen, die sich in der Frage der Ostpolitik und im
Zusammenhang damit in der Kriegsführung konträr gegenüberstanden.
Die eine Gruppe wurde durch Hitler und die höheren Funktionäre seiner
Partei repräsentiert; ihr Ziel war Niederwerfung und Kolonialisierung
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