Wie es begann:
vom zaristischen Garde-Offizier
zum deutschen Wehrmachtsoffizier
Als sich im Frühjahr 1941 die militärische Konfrontation zwischen dem
Deutschen Reich und der Sowjetunion als unvermeidlich abzuzeichnen
beginnt, tritt der Vorsitzende der „ROWS” (Russischer Allgemeiner
Militärverein — in Emigration), General von Lampe, an den Oberbe-
fehlshaber des deutschen Heeres, Generalfeldmarschall von Brau-
chitsch, heran, um die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zu bespre-
chen. Auf die Gründe, die ihn zu diesem Angebot an die Armee eines
Staates, dessen Ideologie den Russen an sich fremd war, veranlaßten,
kommen wir noch genauer zu sprechen. Es kommt jedoch zu keiner Ver-
einbarung, weil Hitler sie ablehnt. Er war fremden Soldaten in der
Wehrmacht immer mißtrauisch gegenübergestanden und blieb es Zeit
seines Lebens; daran ändert auch seine spätere Einwilligung zum Ein-
bezug fremder Heere in die Kämpfe nichts. Auf die politische und
militärische Entwicklung sollte sich dies dann auch negativ auswirken.
General Holmston sah noch vierzig Jahre nach Kriegsende dieses
Mißtrauen als einen der wichtigsten Gründe dafür an, daß Hitler in Ruß-
land unterlag, denn eine Befreiung der Menschen der UdSSR vom an
sich gehaßten Stalin-Regime ohne Unterwerfung des Volkes hätte das
Kriegsgeschehen für die Deutschen entscheidend beeinflussen müssen.
Die Situation ist eindeutig, so daß sich General von Lampe entschließt,
seinen Offizieren freizustellen, nach eigenem Ermessen zu handeln.
Und hier nun tritt erstmals „unser General” auf, damals noch der russi-
sche Gardehauptmann Boris Graf Smyslowsky, der sich später, nach
einem angeheirateten schwedischen Onkel, Holmston nennen sollte. Er
übernimmt nun die weiteren Verhandlungen mit dem Oberkommando
des Heeres (OKB).
Der am 3. 12. 1897 im damals noch finnischen Terrijoki geborene Graf
war bereits als Kind, ohnehin einer traditionsreichen Familie hochdeko-
rierter Militärs entstammend, in die militärische Laufbahn eingetreten.
1908 fand er Aufnahme im Kadettenkorps „Kaiserin Katharina II.”.
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