KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER AUS LIECH-
TENSTEIN IN TIROL
Wollen Künstlerinnen und Künstler sich nicht mit
der Provinzialitát ihres Umfeldes begnügen, ihr
Kunstschaffen nicht allein dem begrenzten Blick
freigeben, ist der Schritt über die Grenzen nötig.
Kunstschaffen heisst auch: Stellung beziehen.
Gerade in einem kleinen Land ist die Gefahr der
Selbstbezogenheit gross. Ohne Austausch, ohne
Kontaktaufnahme mit dem internationalen
Kunstgeschehen werden die Bewertungskriterien
eng.
Ein Kulturaustausch zwischen dem Bundesland
Tirol und dem Fürstentum Liechtenstein dient
auch der Kommunikation und Kontaktpflege. Als
Universitätsstadt bot und bietet Innsbruck in der
Vergangenheit und Gegenwart vielen Liechten-
steinerlnnen über einen zeitlich begrenzten
Abschnitt ihres Lebens im weiteren Sinne Hei-
mat. Viele Liechtensteinerlnnen kennen Inns-
bruck, aber nur relativ wenige Tirolerlnnen wissen
mehr über den Kleinstaat Liechtenstein. Es gilt,
dem gángigen Bild Liechtensteins Aspekte beizu-
fügen, die eine neue Sehweise gestatten. Der Exi-
stenzkampf der in Liechtenstein lebenden Künst-
lerinnen und Künstler ist nicht geringer als
anderswo. Dieser Kulturaustausch dient also
nicht zuletzt auch dazu, das Bild Liechtensteins
neu zu überdenken.
Sowohl der Kulturbeirat der Fürstlichen Regierung
als auch namhafte Galerien Liechtensteins, Gale-
rie Theater am Kirchplatz, Galerie Lindenplatz,
Galerie Matt und das Atelier 11 gaben im letzten
Jahr acht Tiroler Künstlerinnen und Künstlern
Gelegenheit, ihre Werke in Liechtenstein zu prá-
sentieren: Peter Blaas, Maurizio Bonato, Norbert
Drexel, Wilfried Kirschl, Jutta K. Kiechl, Ilse Abka-
Prandstetter und Gerda Peer. Im Zuge dieses Aus-
tauschprojektes erhalten nun Liechtensteiner
Künstlerinnen und Künstler die Móglichkeit, liech-
tensteinisches zeitgenóssisches Kunstschaffen in
Innsbruck zu zeigen. Dieser Austausch bietet die
Chance einer Erweiterung der regionalen Kunst-
und Kulturdiskussion. Es wáre schón, wenn die
Präsentation liechtensteinischer Künstlerinnen
und Künstler in Tirol zu weiterreichenden Kon-
takten führte. Der Vorschlag und die Auswahl der
Künstlerinnen und Künstler oblag den genannten
Galerien in Liechtenstein und einer Jury der Tiro-
ler Künstlerschaft. Die in diesem Katalog gezeig-
ten Werke sind nicht in allen Fállen identisch mit
den in Innsbruck gezeigten Werken.
MYRIAM DO 'O CAEIRO BARGETZE, der Name
hat wenig "Liechtensteinisches". Es ist der Name
ihres leiblichen Vaters, den die Künstlerin relativ
spät entdeckt hat. So ist es kein Zufall, dass sie ihr
Werkjahr, finanziert mit einem Stipendium des
Kulturbeirates der Fürstlichen Regierung, gleich-
sam auf der Suche nach ihren Wurzeln, in Lis-
sabon verbrachte. Die gelernte Bildhauerin arbei-
tet mit einfachen Materialien, die im Alltáglichen
zu finden sind. Draht, Papier, Seidenstrümpfe,
Holz. Mit Dráhten und Háuten gestaltet sie
leichte, veretzliche Körper — Bilder des
Menschseins. So einfach die Gestaltungsmittel
auch sein mógen, mit denen Myriam do 'O Cae-