Entstehung des EWR-Projekts
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für die zweitgenannte Lösung. Es nahm denn auch von Anfang an als gleichberechtig-
te Partei an den Verhandlungen teil. Die sich abzeichnende Verbreiterung des
europäischen Integrationsprozesses wurde als "ein für den europäischen Kontinent
begrüssenswerter Prozess, an dem sich Liechtenstein angemessen beteiligen
möchte", verstanden °, Dieses Heraustreten aus dem Schatten der Schweiz war vor
dem Hintergrund anderer aussenpolitischer Schritte wie der Mitgliedschaft beim
Europarat, der Teilnahme an der KSZE (heute: OSZE) und dem UNO-Beitritt nur
folgerichtig.
Al. Verhandlungsverlauf
Vorverhandlungen
Die EFTA-Regierungschefs reagierten auf ihrem Osloer Gipfel vom 15. März 1989
Dositiv auf den Vorschlag des Kommissionspräsidenten. In der Folge bildeten EG und
EFTA eine Gruppe hoher Beamter der EG-Kommission und der EFTA-Staaten. Dieses
Gremium erarbeitete in fünf Verhandlungsgruppen bis zum Oktober 1989 eine vorläufi-
ge Durchführbarkeitsstudie. Damit war die sog. /dentifikationsphase beendet. Am 19.
12. 1989 beschlossen die Aussenminister der beteiligten Staaten, formelle Verhandlun-
gen über den Abschluss eines EWR-Vertrages aufzunehmen. Zunächst folgte aller-
dings die sog. Explorationsphase, welche von Januar bis zum 20. März 1990 dauerte.
Die Gespräche wurden fortgeführt, und am 20. Juni 1990 begannen in Brüssel die
eigentlichen Verhandlungen über die Schaffung eines Europäischen Wirtschaftsraums.
Die EFTA-Staaten waren bereits im Oktober 1989 übereingekommen, mit einer
Stimme zu sprechen.
A Das Fürstentum Liechtenstein und der Europäische Wirtschaftsraum,
Schriftenreihe der Regierung Nr. 1 - 1992, 34.