Heinz Mack (*1931)
Schwarze Pyramide, 1989
Holzkohle und Graphit
106,5 X 136,3 cm
Bez. u. r. (Kohle): mack 89
LSK 91.28
Heinz Mack gestaltet Skulpturen und Objekte, hat dieses drei-
dimensionale Werk aber immer mit Zeichnungen begleitet und
stwa 120 graphische Blätter geschaffen. Das Arbeiten auf Papier
ist ihm wichtiges Ausdrucksmittel innerhalb seiner künstleri-
schen Konzeption. Aber ob er Lichtreliefs, Rotoren, Stelen, ob
er Zeichnungen oder Graphik schafft: Heinz Mack folgt einem
Grundprinzip, wechselt weder Inhalt noch Stil.' Dieses Grund-
prinzip sind die Strukturen. Strukturen nähern seine Arbeiten
einem abstrakten Gestaltungsprinzip an. Durch die Struktur
wachsen Inhalt und Form zu einer Einheit zusammen. Das Blatt
der Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung veran-
schaulicht dieses Gestaltungsprinzip in nuce. Die Pyramide ist
durch Strukturen gebildet, und umgekehrt bildet die Pyramide
Strukturen. Ob Inhalt oder Form wichtiger ist, bleibt eine müssi-
ge Frage, da beide deckungsgleich sind. In den Möglichkeiten
der Strukturierung ist Mack ausserordentlich verhalten. Die An-
wendung eines begrenzten linearen Strukturnetzes gibt den
Arbeiten jeweils ein strenges Erscheinungsbild, das durch
geschickte Überlagerungen des Linienwerks trotzdem abwechs-
'ungsreich gestaltet ist. Auf dem vorliegenden Blatt wiederholt
sich die Form der Pyramide zweimal innerhalb der Gesamtform.
Vertikal- und Horizontalsysteme variieren mit gekreuzten Li-
1ien, andere Stellen sind zugestrichen. Die Konturen sind auf-
gelöst und durch Strichwerk in den Raum — die weisse Fläche
- verlängert. Eine solche Zeichnung ist die Summe von Erfah-
rungen, die Mack im Umgang mit Strukturen machte. Der Ge-
genstand wird realisiert durch die Vereinheitlichung von Linien:
systemen. Sie geben dem «Inhalt», der durch die «Form»
definiert wird, nicht nur Abstraktion, sondern auch Immateria-
lität. Genau diese aber strebt Mack auch in seinen plastischen
Werken an. Die Zeichnung wächst aus den gleichen künstleri-
schen Motiven heraus. Beide veranschaulichen die Idee des
Künstlers, die Struktur als Träger von Inhalt und Form künstle-
risch einzusetzen. E.B.
Honisch, Dieter: Heinz Mack. Düsseldorf, 1986, S. 9. Zum graphischen Werk
vgl. auch Fulda-Kuhn, Annette: Heinz Mack. Druckgraphik und Multivles.
Stuttgart, 0. T
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