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Ziehung der Lotterie: Glücksspiel des Mutual Club im Engländerbau, um 1934
Schaufenstern und zwei Obergeschosse mit bandartiger
Fensterreihung in der Westfront unterstreicht diesen
Eindruck. Die Ostseite des Bauwerks versinkt im steil
ansteigenden Hang zum Schloss hin, während die Nord-
seite ein der Fassade vorgesetztes Treppenhaus aufweist
und die Südfront durch breite, in den Hang verlegte Trep-
pen zur Anlieferung von Stückgut einen architektonisch
wenig gestalteten Eindruck macht. Der kubisch wirkende
Bau ist mit Travertinplatten verkleidet. Grundrisslich ist
die Tiefe der einzelnen Stockwerke der steilen Hanglage
angepasst, so dass die Räume im Erdgeschoss entlang der
Strassenführung die geringste Tiefe aufweisen und die
beiden Obergeschosse hangwärts an Raum gewinnen.
Bauherr dieses Gebäudes war der Mutual Club, welcher
im Dezember 1932 durch den deutschen, in Schaan
lebenden Architekten Erwin Hinderer das baupolizei-
liche Genehmigungsgesuch in Vaduz einreichen liess.”
Alsbald erteilte das Fürstliche Bauamt dem Mutual Club
die Baubewilligung zum Neubau eines «Geschäftshau-
ses».“ Anfänglich hatte sich der englische Club im Hotel
Adler in Vaduz eingerichtet, wo er diskret seit 1925 eine
Art Spielbank mit Pferdewetten im angelsächsischen
Raum betrieb. Der Mutual Club versuchte offenbar, am
Zollvertrag zwischen der Schweiz und dem Fürstentum
Liechtenstein vorbei das schweizerische Spielbankenver-
bot zu umgehen.“ Als aber das Unternehmen mit einem
damals sehr modernen Stahlskelettbau auch städtebau-
lich in Erscheinung trat, konnten die Wettspiele kaum
mehr unbeachtet von der Öffentlichkeit durchgeführt
werden. Es kam zu Interventionen aus Bern. Der Spiel-
betrieb wurde eingestellt. Nur für kurze Zeit hatte durch
das ländliche Vaduz ein Hauch von grosser Welt geweht.
Der Club wurde 1934 liquidiert.” Um 1935 erwarb die
Zwilchenbart AG, Basel, den Bau in Vaduz“ und geriet
sofort mit dem Bauamt in Streit wegen des Dachwassers,
das von der Westfassade auf die Fussgänger tropfte.*” In
der politisch und wirtschaftlich sehr kritischen Zeit um
1940 versuchte die Zwilchenbart AG, das oberste Ge-
schoss des heutigen Ausstellungsgebäudes als Kinosaal
dem Kinounternehmen Sommerlad zu vermieten. Das
Architekturbüro Sommerlad, Vaduz, reichte die hierfür
notwendigen Umbaupläne beim Bauamt ein. Doch stiess