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Joan Miró (1893-1983)
Serie I, 1953
Radierung
37,7 X 45,6 cm
50,8 X 64,9 cm
Bez. u. 1.: 4/13, u. r.: Miró. 1953
Dupin 76
LSK 72.73
Das Blatt stammt aus einer Folge von acht Radierungen, die von
Maeght in Paris herausgegeben wurden, radiert 1947 im «Atelier
17» in New York und später im Atelier Lacourière in Paris ge-
druckt. Es sind acht Varianten der gleichen Kupferplatte, bei
denen Miró jeweils mit den Farben spielt. Jedes Blatt ist bei glei-
chem Inhalt ein Novum, denn zu den Variationen der Farbe ge-
sellen sich Modulationen im Druck. Mit der Kupferplatte zu
spielen, war für Miró ein Vergnügen. Es gefiel ihm, jedem
Abzug einen neuen Ausdruck zu verleihen. Jedesmal war das
Resultat voller Überraschungen für ihn. Seine spontane Bear-
beitung der Kupferplatte brachte ihn zu neuen Techniken und
Erfindungen, die seinem spielerischen Temperament entgegen-
kamen. «I am always working on an enormous number of things
at the same time. And even in different domains: painting, etch-
ing, lithography, sculpture, ceramics», áusserte sich Miró ein-
mal. «The material, the instrument, dictate a technique to me, a
way of giving life to a thing. If I attack a lithography stone with
a brush, or a copper plate with a point, that puts me in other sta-
tes of mind. The encounter between the instrument and the ma-
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terial produces a shock that is sometimes alive and that I think
will reverberate for the viewer.»
Auf dem Blatt Serie I haben sich wundersame Personen, ein
Stern, ein Tier, ein magisches Zeichen zueinandergesellt. Aus-
gewogen ist die Fläche mit diesen Zeichenwesen besetzt, ent-
sprungen seiner Phantasie. Es sind durchaus Wesen einer be-
stimmten Realität, erkennbar, entzifferbar, doch durch ihre
naiv-skurrile Formgebung jeglicher Vergleichbarkeit entzogen.
Ihre Umrisse leuchten phosphoreszierend aus dem Dunkel —
einem Dunkel, das den monochromen Hintergrund zu den
Geistwesen liefert. Sein gesamtes Werk ist von dieser Begabung
zum Phantastischen bestimmt. Eine Welt der Unschuld, der
kindlichen Visionen hat ihr eigenes Vokabular bereit, um Ge-
heimnis und Poesie zu transportieren. Die suggestive Kraft des
dunklen Hintergrundes, der Fläche und dunkle Tiefe zugleich
ist, gibt diesen Geschöpfen aus Traum und Halluzination ihren
adäquaten Standort, wobei sie jedoch in diesem Flächen-Raum
zu schweben scheinen. Mirö sprach im Zusammenhang mit
einem seiner Werke einmal von «poetischen Symbolen».* Die-
ses Wort ist ein Schlüssel zum Gesamtwerk. Es drückt jene
Form des Surrealismus aus, den Andre Breton als das eigentli-
che und letzte Ziel des Surrealismus anvisiert hat.’ E.B.
' Miró, Joan: I work.like a gardener. In: Joan Miró. Ausst.-Kat. Fundació Miró,
Barcelona, 1993, S. 426.
? Ebd., S. 405.
? Haftmann, Werner: Malerei im 20. Jahrhundert. München, 1957, S. 407.