Volltext: Bestandeskatalog

Hans Arp (1886-1966) 
Variation zu Die Menschen gleichen den Fliegen, 196 
> 
) 
Aquarell über Holzschnitt 
13 X 13,5 cm 
32 X 23,5 cm 
Bez. u. 1.: Arp 
Arntz 241a 
LSK 92.15 
Hans Arp war Maler, Bildhauer, Zeichner, Dichter. Er schuf 
Collagen, Reliefs und mit besonderer Liebe Holzschnitte, Er 
gehört zu jenen künstlerischen Begabungen, die sich nicht mit 
einem Medium zufrieden geben. Wie er selbst sagte, würde er - 
wäre er zu einer Entscheidung gezwungen worden — am ehesten 
zur Poesie neigen. Poesie war die Grundlage seiner Arbeit, eben 
auch des malerischen und plastischen Werkes. Es ist also kein 
Zufall, dass er Künstlergruppen und Kunstbewegungen an- 
gehörte, die der Dichtung besonders zugetan waren: Dadaismus 
und Surrealismus. Die poetische Ausrichtung seines Denkens 
hat ihn schon in seiner Jugend bewogen, inneren Bildern zu fol- 
gen — lange also bevor der Surrealismus diese Art des künstleri- 
schen Konzipierens ins Zentrum seiner Vorstellungen rückte. 
Arp selbst hat solche Bildvorstellungen aus der inneren Schau 
«Konkretion» genannt, um sich gegen das Wort «Abstraktion» 
abzugrenzen. Seine Formvorstellungen sind gänzlich frei von 
jeder Assoziation zur Realität und sichtbaren Welt. Ohne ein 
surrealistisches Programm zu haben, folgte er seiner Phantasie, 
seinen Träumen. Jede Art des Dogmas war ihm fremd. Er ent- 
wickelte seine Bildwelt aus sich selbst: «Ich lasse mich von der 
Arbeit leiten, die im Prozess des Werdens ist [...]. Die Formen 
kommen gefällig, fremd, feindlich, unerklärlich, stumm und 
manchmal träge. Sie werden aus sich selbst herausgeboren. Es 
scheint mir, als wenn alles, was ich tue, darin besteht, meine 
Hände zu bewegen», schrieb Hans Arp.' 
Arp fühlte sich der Natur verbunden, und er nahm sie zum Vor- 
bild, nicht zum Abbild — er wollte formen im Sinne der Natur: 
«Wir wollen nicht abbilden, wir wollen bilden. Wir wollen bil- 
den, wie die Pflanze ihre Frucht bildet, und nicht abbilden. Wir 
wollen unmittelbar bilden. Da keine Spur Abstraktion in dieser 
Kunst vorliegt, nennen wir sie konkrete Kunst.»? Seine Abstrak- 
tion ist nicht aus der Welt der Gegenstände als Form reduziert, 
sondern aus der Psyche als neue Form entlassen, «keineswegs 
unwirklich, sondern ihrerseits konkrete Realität[en]».? Diese 
Überzeugung Arps muss man sich bei der Betrachtung des vor- 
liegenden Blattes vor Augen halten. Er verbindet hier spielerisch 
zwei graphische Medien, den Holzschnitt und das Aquarell. 
Die Form des Holzschnitts ist eine jener typischen Arpschen 
Formen, die organisch gewachsen scheinen. Mit leichter Hand 
setzt er dann dem geschnittenen und damit definitiven Gebilde 
ein paar Farbkleckse hinzu. Das Blatt ist nun Ausdruck dessen, 
was ihm als einer weiteren Komponente seiner Arbeit von Inter- 
esse ist: Es ist «nach dem Gesetz des Zufalls geordnet», enthält 
aber genau jene stilistischen Elemente, die Herbert Read als so 
charakteristisch für Hans Arp empfand: «Präzision» und «orga- 
nische Vitalität ——— E.B. 
Faudereau, Serge: Jean Arp. New York, 1988, S. 435, 
Arp, Hans: Unsern täglichen Traum. Zürich, 1955, S. 79. 
Schmidt, Georg: Hans Arp. In: Bestände und Deposita im Kunstmuseum Basel. 
Ausst.-Kat., Basel, 1982, S. 14, 
Read, Herbert: The Art of Hans Arp. New York, 1968, S. 129. 
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