Volltext: Fünf Jahrhunderte italienische Kunst aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

Kat. Nr. 40 
GABRIELE SALCIT (dok. Anfang 18. Jahrhundert) 
«STILLEBEN MIT FRÜCHTEKORB, PAPAGEI, 
VIOLINE, KRISTALLGLÄSERN UND BLUMEN» 
(1716) 
Leinwand; 99,5 X 75,2 cm 
Inv. Nr. G 1133 
Signiert und datiert: Gabriele Salcı Romano 1716 (links unten) 
Erwerbung nicht dokumentiert 
der Ausstellung). Dessen technische und qualitative Mängel] 
lassen jedoch im Vergleich zum signierten Gemälde Zweifel an 
der Eigenhändigkeit Salcis aufkommen. 
Der zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Rom tätige Gabriele 
Salci stand in der Tradition niederländischer Stillebenmalerei. 
Salerno erwähnt auch seine besondere Nähe zu den Gemälden 
des in Hamburg gebürtigen und nach Rom übergesiedelten 
Malers Christian Berentz. U.W 
Literatur: Seite 155 
Vor dunklem, olivfarbigem Grund erhebt sich auf einem mit 
blauer Stoff- und weißer Spitzendecke drapierten, leicht schräg 
ins Bild gerückten Tisch ein kunstvoll arrangiertes Stilleben, 
eine «natura morta», die gleichermaßen leblose und lebende 
«Dinge» enthält: kostbare Gläser, gefüllt mit rotem und weißem 
Wein, darunter ein überaus filigran gestalteter Deckelpokal 
venezianischer Herkunft, eine Violine mit Bogen und Noten- 
blatt, ein mit allerlei Obst üppig gefüllter Früchtekorb, auf des- 
sen Rand ein farbenprächtiger Papagei sitzt, der vom satten 
Fruchtfleisch einer frischen Feige nascht, Biskuitgebäck, Blu- 
men und eine gewöhnliche Stubenfliege. 
Man gewinnt wohl den Eindruck, dies alles sei absichtsvoll und 
ausschließlich zur Freude des Auges zusammengestellt, denn 
daß es der Zufall war, der den Dingen zu solcher Anordnung 
verhalf, erscheint wenig glaubhaft. Auch mag der Maler die 
Bewunderung des Betrachters für seine meisterhafte Kunstfer- 
tigkeit bei der wirklichkeitsgetreuen, einem Trompe-l’eeil 
gleichkommenden Wiedergabe der einzelnen Bildgegenstände 
erweckt haben wollen. Doch erschöpft sich hierin allein nicht 
die Bedeutung des Gemäldes. So stimulieren die Dinge über das 
Auge hinaus gleicherweise alle anderen menschlichen Sinne: 
die Violine das Gehör; Frucht, Wein und Gebäck den Ge- 
schmack; die Blumen den Geruch; alles Greifbare in seiner stoff- 
lichen Verschiedenartigkeit den Tastsinn, das Gefühl. Schließ- 
lich gipfelt die Anregung der Sinnesorgane im Hinweis auf 
Eros. Unzweideutig stehen Papagei und Feige für das männliche 
und weibliche Geschlecht. Die Sehnsucht nach dem Geliebten 
beschwört auch der Text des Notenblattes und die Ecke des 
Tisches ziert eine Rose. Der Lust am Sinnlichen aber hinterliegt 
das Wissen um die Vergänglichkeit aller irdischen Freuden — 
wovon die Fliege als Vorbote kündet. Die Blumen werden welk, 
die Früchte faul, die Gefäße zerbrechen, die Töne der Violine 
verklingen und der Liebesgesang wird verstummen. 
Und dennoch will es scheinen, als stünde nicht der Vanitas- 
Gedanke im Vordergrund der Bildaussage. Eher schon könnte 
das Stilleben als Aufforderung verstanden werden, das Leben in 
all seiner Fülle mit Frohsinn, doch eingedenk seiner Endlichkeit 
gleichwohl mit Maßen zu genießen. 
Das Gemälde befand sich vermutlich seit seiner nicht doku- 
mentierten Erwerbung bis zum 1944/45 erfolgten Standort- 
wechsel nach Vaduz in den Privaträumen der Fürsten von Liech- 
tenstein im Schloß zu Feldsberg, weshalb es in keinem der 
Galeriekataloge aufgeführt ist. 
De Logu und Salerno erwähnen es gemeinsam mit einem un- 
signierten und undatierten Pendant (Inv. Nr. G 1132, nicht in
	        

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