Kat. Nr. 63
In seinen Bronzekopien setzt Soldani die genialen Vorbilder
Berninis in eine elegant-dekorative Formensprache um. Die
Verdeutlichung intensiver seelischer Regungen durch Bernini
ist bei Soldani durch eine vergleichsweise gefällige, dem höfi-
schen Geschmack der Zeit entsprechende Ausdrucksweise
ersetzt worden. Dies hängt freilich auch mit den unterschiedli-
chen Materialien zusammen. Soldanis Bronzen besitzen eine
Präzision und Prägnanz, die gelegentlich in nivellierende Härte
umschlägt. Im Unterschied zur Bronze kennzeichnet Berninis
Marmororiginal eine weiche, organisch wirkende Epidermis,
wie sie vor allem aus dem zart und einfühlsam geschnittenen
Mund der jungen Frau spricht, der zu atmen scheint. Auch bei
der Behandlung der Attribute wird diese Diskrepanz sichtbar.
Bei Bernini ist der Blütenkranz im Haar der «Anima Beata»
gleichsam ein organischer Bestandteil des Ganzen, während
Soldani diesen lediglich wie ein gefälliges Beiwerk behandelt.
als ob er nur seine Virtuosität unter Beweis stellen wollte. Ber
ninis Marmorbüsten werden von Soldani in eine fast schon klas-
sizistische Formensprache übertragen und unterscheiden sich
letztlich kaum von den Bronzekopien, die der Florentiner nach
antiken Bildnisbüsten gefertigt hatte. V.K.
\usstellugen und Literatur: Seite 161/162