Bemerkenswert ist die Tatsache, dass beide Landeszeitungen
Anfangs keine Parteiorgane waren, dass die Bildung von politi-
schen Parteien noch eine Zeit lang auf sich warten liessl5,
Der erste Weltkrieg hatte auch auf Liechtenstein schwer-
wiegende Auswirkungen, besonders weil das Fürstentum durch den
Zollvertrag mit Desterreich!* auch uirtschaftlich eng mit cer
Donaumonarchie verbunden war. Liechtenstein war gegen Ende des
Krieges auf Nahrunogsmittelhilfe aus der Schweiz angewiesen. Im
Lande selbst mehrten sich die Stimmen, die innenpolitische Re-
formen und eine aussenpolitische Neuorientierung (weg von Üester-
reich - hin zur Schueiz) uwünschten. Die Unzufriedenen schlossen
sich 1918 unter der Leitung von Uilhelm Beck zur "Volkspartei"
zusammen. Zu Beginn hatte die Volkspartei praktisch nur im Ober-
land Anhänger, da das Qberland ein engeres wirtschaftliches Ver-
hältnis zur Schweiz hatte als das Unterland. Die Volkspartei-
Anhänger suchten den wirtschaftlichen Anschluss an die Schweiz
und waren offen für sozialdemokratische Ideen, weshalb sie im
Volksmund "die Roten" genannt wurden. Im Streit um die neue
Verfassung, welche dann 1921 in Kraft trat, wollte die Volks-
partei eine weitgehende Demokratisierung und eine Beschneidung
der Rechte des Fürsten durchsetzen.
Die Konservativen andererseits, welche noch die alte vom
Fürsten eingesetzte Regierung unterstützten, schlossen sich
ebenfalls 1918 zur "Fortschrittlichen Bürgerpartei" zusammen.
Das Volksblatt wurde das Parteizeitung der "Schwarzen", wie
die Anhünger der Bürgerpartei im Gegensatz zu den "Roten" ge-
nannt wurden.
Die Verfassung von 19821 stellte einen Kompromiss zwischen
den beiden Parteien dar, uelcher ein gleichberechtigtes Neben-
einander von Fürst und Volk ermüglichtelP, Artikel 40 der neuen
Verfassung garantierte die Pressefreiheit: "Jedermann hat das
Recht, durch Uort, Schrift, Druck oder bildliche Darstellung
innerhalb der Schranken des Gesetzes und der Sittlichkeit seine
Meinung frei zu äussern und seine Gedanken mitzuteilen. Eine
Zensur darf. nur öffentlichen Aufführungen und Schaustellungen
gegenüber stattfinden."
Bereits am 2. August 1919 hatte Liechtenstein den Zoll-
vertrag mit Oesterreich aufgekündigt. Die Schweiz erklärte sich
im Oktober 1919 bereit, durch ihre Botschaften und Konsulate
die Uahrung der liechtensteinischen Staatsbürger im Ausland zu