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Nabholz als ausgezeichneten Religionslehrer, der gute Gottesdienste
halte, ein Vertreter der Toleranz und Christusnachfolge sei. In Philipp Nab-
holz war laut Kaiser — der damit einen kráftigen Seitenhieb gegen die kle-
rikalen Kráfte führte, die ihn gerade damals 1842/43 von der katholischen
Kantonsschule Chur entfernen wollten und gegen ihn intrigierten —
«keine Spur von jenem pfáffischen Geist, der Mücken fängt und Kamele
verschlingt und seit einigen Jahrzehnten sich wieder so breit unter uns zu
machen anfingt».'®
Schliesslich hat Peter Kaiser 1847 in seiner «Geschichte des Fiirstenthums
Liechtenstein» auf Johannes Niederers Bedeutung und Leistung hinge-
wiesen, der auch auf Schloss Forsteck — gegenüber Liechtenstein im
schweizerischen Rheintal gelegen — eine allerdings nicht verwirklichte
Erziehungsanstalt gründen wollte.!??
Kaiser unterrichtete in Yverdon, wie aus den Briefen an Christian Wurm
und aus dem Zeugnis Pestalozzis ersichtlich ist?! in erster Linie
Geschichte, und zwar «mit Erfolg». Kaiser habe «das Zutrauen und die
Liebe der Zóglinge» erworben und ihr Interesse für das Fach belebt. Wie er
in einem Brief vom ersten Juni 1823 an Christian Wurm ausführt,?? war
man im Institut «aus pádagogischen Gründen» gegen den Geschichts-
unterricht, und dies «mit Recht, wenn dieser nicht recht behandelt»
werde. Man wolle «nur den Menschen vorherrschend wissen in der
Geschichte der Knaben, also das biographische Element, weil die andern
Verhältnisse über den Horizont der Knaben hinaus sind». Deshalb sei
«man gegen alle Kompendien in der Universalgeschichte».
Das interne Leben der Anstalt lief in geordneten Bahnen ab.!®® Die Lehrer
wohnten im Schloss und trafen sich regelmässig zur Besprechung pädago-
gischer und organisatorischer Fragen. Die Schulzeit umfasste täglich zehn
und endlich den gewaltsamen Umsturz der
alten Ordnung» brachte. Nabholz war ein
«Freund des Volkes und der Freiheit, wie alle
edeln und sittlichen Naturen». Er liebte «die
nachhaltige Tüchtigkeit und den sittlich-reli-
giösen Ernst im schweizerischen Volkscharak-
ter» und war der Begründer des Volksschulwe-
sens im Kanton Aargau. Gegen «alle Gleichma-
cherei» eingestellt, hielt Nabholz die Pädago-
gik für den «Schlussstein» der Philosophie, die
Sprache war ihm «Schlüssel und Führerin in
alle Geheimnisse und Regionen der Wissen-
schaft». Als Schüler und Jünger Pestalozzis sah
Nabholz in Pestalozzi «wie in Christus denjeni-
gen, der den Menschen, der das Volk wahrhaf-
tig frei zu machen gekommen sei». Nabholz sei
ein aufmerksamer Zeitgenosse gewesen und
an den Tagesfragen interessiert. Nabholz habe,
schreibt Kaiser, die «Meisterwerke deutscher
Nation in Kunst und Wissenschaft», die Klassik
geliebt, und er fügt bei, der «Mangel an Pietät
bei der jüngeren Generation scheint keine hei-
tere Aussicht in die Zukunft zu verheissen».
190. KAISER: Geschichte des Fürstenthums
Liechtenstein, hrsg. von A. Brunhart, Bd. 1,
S.537
191. Staatsarchiv Graubünden, dat. Yver-
don, den 19. Oktober 1823. — Veröffentlicht bei
MICHEL: Kantonsschule, S. 90, Anmerkung. —
ROEDEL: Pestalozzi und Graubünden, S. 217 f.
— ALLGÄUER: Kaiser, S. 32. — PESTALOZZI:
Sämtliche Briefe, Bd. 13, Nr. 5942, S. 89.
192. Staats- und Universitátsbibliothek
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri-
stian Fr. Wurm 23.7, 25.
193. Darüber der ausführliche Brief Kaisers
an Wurm, Iferten 1. Juni 1823; Staats- und
Universitätsbibliothek Hamburg Carl von
Ossietzky, Nachlass Christian Fr. Wurm
23.725.
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