Wartenberg
sie der Student Carl Hermann Scheidler aus Gotha vertreten sollte.”” Die
süddeutschen Freiburger wollten «dem Norden die deutsche Rechte zum
ewigen Bruderbunde» reichen, und «deutsche Burschen sein in Geist und
Wahrheit, damit wir einst kräftige, freie, deutsche Männer werden!». Sie
schworen, alles für den Untergang der drei Freiburger Landsmannschaf-
ten Rhenania, Suevia und Helvetia zu tun, «dieses ewigen Schandflecks»,
dieses «Grabes der Kraft deutscher Jugend». Die Landsmannschaften hat-
ten einen Versuch zur Herstellung des Friedens im Rahmen eines «festli-
chen Trinkgelages» an der Hochschule unterlaufen. Und Sinn und Zweck
der deutschen Burschenschaft sei es doch, die grösstmögliche moralische
und physische Ausbildung zu erreichen, damit der «National-Sinn ins
Leben trete, dass Lage und Religion fürder keine Partheien mehr bilden,
dass Deutschlands Ruhm, alte Thatkraft, Einfachheit und Redlichkeit
glänzender als je erweckt» werde. Am 18. Oktober 1818 wollten sie der
«deutschen Brüderrunde» Geist und Kraft weihen.
An diesem Tag fuhren die Freiburger Studenten — die Quellen nennen
zwischen 14 und 30 Teilnehmer” — auf einigen Leiterwagen nach
Donaueschingen, bestiegen mit Fackeln den Wartenberg und gründeten
mit Reden und Gesängen ihre Freiburger Sektion der Burschenschaft. Karl
Egon Fürst zu Fürstenberg stellte einen Saal auf dem Schloss für einen
Kommers zur Verfügung und spendete «unentgeltlich Holz» für die Hei-
zung. Peter Kaiser «von Mauren im Liechtensteinischen» hielt die Festrede
und erinnerte dabei an Deutschlands Befreiung. Auf dem Wartenberg
fühlten die Studenten, wie eine Quelle berichtet,” zum erstenmal die
Grösse und Würde des «Gedankens ein Teutscher zu sein und hinzugeben
sein Blut und Leben für Vaterland und Recht, vereint zu bleiben in Noth
und Tod».
95. BayHStA MA 7717/1, f. 24—25, Brief
vom 1. Oktober 1818 signiert von Peter Kaiser.
— Der Brief kam allerdings viel zu spát an! Karl
Bader und die Mitglieder des Engeren Vereins
hielten die Landsmannschaften für «Bandi-
ten», «niedertráchtige Verráter» und «Corps-
Ilümmel», diese wiederum hielten die Studen-
ten um Bader und Kaiser für unrealistische
Romantiker. — WENTZCKE: Freiburger Bur-
schenschaft, S. 19 ff.
96. Eine Schilderung findet sich etwa im
BayHStA MA 1051. — ALLGÄUER: Kaiser,
S. 25 ff. — WENTZCKE: Freiburger Burschen-
schaft, S. 29. Die Burschenschaft in Freiburg
umfasste Ende Wintersemester 1818/19 63
Mitglieder. — Von der Feier auf dem Warten-
berg berichtet ausführlich WENTZCKE: Ebda.
S. 23 ff. Ebenso erschienen damals in verschie-
denen deutschen und schweizerischen Blàt-
tern Berichte über das Wartenberger Fest.
97. BayHStA MA 1051, Schreiben dat.
9. Márz 1819, dem Jahrestag der Vereinsgrün-
dung.
98. Seitihrer Gründung hatte die Freiburger
Burschenschaft Differenzen mit denjenigen
von Kiel und Jena, weil die Freiburger das
Duell ablehnten; sich schlagen müsse nur, wer
nicht mit Vernunft geschlagen sei! — Vgl. etwa
BayHStA MA 7717/1, f. 26—27: Freiburger Bur-
schenschaft (sign. Peter Kaiser) an die Berliner
Burschenschaft, Freiburg, 25. Mai 1819. —
WENTZCKE: Freiburger Burschenschaft, S. 27
ff., 52 ff.
99. In den Quellen findet sich der Hinweis,
dass in den norddeutschen Universitäten viele
Studenten nicht gewusst hätten, dass Freiburg
eine Universität habe, dass man deren Studen-
ten allenfalls für «obscurant» halte und sie
nicht achte. Deshalb war es eines der Ziele des
Vereins, die Kontakte in den Norden auszu-