cher viele Kenntnisse» besitze. Peter Kaiser wird in den Studienkatalogen Universität Wien
der Universität Wien (1815) als ein Student von gemässen Sitten, als fleissi-
ger Schüler mit vorzüglichen Leistungen bezeichnet, der ausserdem die
Studiengelder zahlte, sich jedoch nicht in allen Fächern zur Prüfung
stellte.®
Nachdem Peter Kaiser das Gymnasium regulär absolviert hatte, war er im
Studienjahr 1814/15 an die Philosophische Fakultät der Wiener Universi-
tät übergetreten,* wo er die Fächer Religionswissenschaften, Universalge-
schichte, reine Mathematik, theoretische Philosophie und griechische
Philologie hôrte. Die Minimaldauer der Studien an der Philosophischen
Fakultät war auf sechs Semester festgelegt.
Zur selben Zeit studierte in Wien auch Kaisers Jahrgänger Franz Josef
Oehri aus Mauren, der ebenfalls das Feldkircher Gymnasium besucht
hatte. Oehri, der vôllig zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist, wirkte
nach einer militärischen Karriere als General-Auditor in der ôster-
reichischen Armee und verfasste mehrere historisch-politische und spe-
kulative Werke. Er spielte trotz seiner dauernden Entfernung von Liech-
tenstein 1848 in der Diskussion um eine liechtensteinische Verfassung
eine wichtige Rolle, und wurde — ein Beweis seiner Popularität im Lande
trotz der jahrzehntelangen Abwesenheit — 1849 auch Mitglied des ersten
liechtensteinischen Landrates.??
In Wien studierte Kaiser in einem aufgeklàrt-josefinischen Staat, wo
nach dem Dictum der Kaiserin Maria Theresia «der Unterricht allzeit ein
Politicum» war und blieb,7 wo die Universitüten,? deren Aufgabe die
«Erzeugung und Heranbildung der Beamten» war, einzig den Interessen
des Staates zu dienen hatten. Akademische Freiheiten, Autonomie und
Fórderung der Wissenschaften um ihrer selbst willen waren kaum vor-
N
SI
den. — Vgl. R. RHEINBERGER: Zu P. Kaisers
Aufenthalt in Wien.
35. Franz Josef Oehri stammte wie sein
Jahrgänger Peter Kaiser aus Mauren; sie star-
ben auch im gleichen Jahr 1864. Er studierte in
Wien und Landshut, damals eine blühende
Universität, an der Johann Michael Sailer
lehrte. 1818 trat er als Auditorialpraktikant in
das k.k. Militär ein und stieg im Laufe der Jahre
zum General-Auditor auf. Er schrieb 1848/49
einen Verfassungsentwurf für Liechtenstein. —
Alois OSPELT: Franz Josef Oehri. IN: Öster-
reichisches Biographisches Lexikon, Bd. 7
(Wien 1978), S. 207 (Lit) — GEIGER:
Geschichte Liechtensteins 1848—1866, S. 95,
97, 102 ff., 113, 161 f.
36. Vgl. Alphons LHOTSKY: Das Ende des
Josephinismus. IN: Aufsátze und Vorträge.
Bd. 3:Historiographie. Quellenkunde. Wissen-
schaftsgeschichte. Wien 1972, S. 258—290.
37. LHOTSKY: Osterreichische Historiogra-
phie, S. 129.
38. Zur Lage der österreichischen Universi-
titen vgl. ENGELBRECHT: Bildungswesen,
S.268—284. — MEISTER: Entwicklung und
Reformen des österreichischen Studienwe-
sens, S. 11 ff.