Liechtenstein und seine Nachbarn
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Am 1. Februar 1921 trat
die Vereinbarung über
das Postwesen zwi-
schen der Schweiz und
Liechtenstein in Kraft.
Von diesem Zeitpunkt
an wurden sogenannte
Aushilfsmarken, die
mit der ursprünglichen
Wertangabe «10 Hel-
ler» versehen waren,
mit der Schweizer
Währung «2 Rappen»
überdruckt.
Die Beziehungen zu Österreich
bis 1919
Der Deutsche Bund, dem Liechtenstein
als Mitglied angehörte, war seit der
Gründung 1815 in seinem inneren
Frieden bedroht: Der Kampf der beiden
Grossmächte Preussen und Österreich
um die Vorherrschaft in Europa gipfelte
m deutsch-Österreichischen Krieg von
1866, aus dem Osterreich schliesslich
als Verlierer hervorging. Zunächst gelang
es Preussen, den verhassten Rivalen
wirtschaftlich zu isolieren. Die Staaten
des Deutschen Bundes hielten für
Österreich die Schranken geschlossen.
Auch Liechtenstein befand sich dadurch
n einer wirtschaftlich prekären Lage:
3eographisch und politisch an den Rand
des Deutschen Bundes gedrängt, gab
es für das Land keine Möglichkeiten,
Handel und Wirtschaft auszuweiten.
In dieser Krise machte sich die Herkunft
der Fürsten von Liechtenstein und die
gemeinsame Grenze mit dem grossen
Nachbarn Österreich bezahlt: Die liech-
tensteinische Politik ermöglichte am
5. Juni 1852 den Abschluss eines Zoll-
vertrags mit Österreich. Damit war
Liechtensteins handelspolitische
Isolation beendet; eine Phase der wirt-
schaftlichen und aussenpolitischen
Neuorientierung konnte beginnen.
Der österreichisch-liechtensteinische
Zollvertrag liess Liechtenstein die Frei-
heit, Verträge unmittelbar mit Dritt-
staaten abzuschliessen. In erster Linie
waren die aussenpolitischen Beziehun-
gen Liechtensteins zwar auf den Partner
Osterreich ausgerichtet; immer mehr
wurde aber auch eine Annäherung an
die Schweiz gesucht, was sich in ver-
schiedenen Abkommen mit der Eidge-
nossenschaft niederschlug, z.B. im Frei
zügigkeitsabkommen von 1838 (dem
ersten Vertrag mit der Schweizerischen
Eidgenossenschaft).
Die Niederlage Osterreichs im Krieg von
1866 besiegelte das Schicksal des
Deutschen Bundes: Er wurde aufgelöst.
Liechtenstein erreichte damit seine volle
Souveränität, verliess sich aber auch
weiterhin auf den grossen Nachbarn
Österreich. Denn solange die Donau-
monarchie Grossmacht war, konnte sick
Liechtenstein sicher fühlen. Der Unter-
gang der Doppelmonarchie Österreich:
Ungarn 1918 bedeutete für Liechten-
stein ein wirtschaftliches Chaos:
Die Entwertung der österreichischen
Kronenwährung -— offizielles Zahlungs-
mittel in Liechtenstein seit dem Zoll-
vertrag von 1852 — liess die wichtigsten
liechtensteinischen Einkommensqueller
(Tourismus, neu entstandene Industrie-
und Gewerbebetriebe, Zolleinnahmen)
versiegen. Am 2. August 1919 erfolgte
die Kündigung des Zollvertrages mit
Osterreich.
Damit wurde das Fürstentum Liechten:
stein handels- und währungspolitisch
zum Zollausland. Die Suche nach einem
wirtschaftlich starken und zuverlässiger
Partner war zu diesem Zeitpunkt für
Liechtenstein überlebenswichtig.
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