lischen Religion und im Willen zum Fort-
schritt übereinstimmten, so gab es doch
in einzelnen Punkten und Formulierun-
gen Unterschiede, die besonders später
in der Diskussion um eine neue Verfas-
sung hervortraten.
Die Vorstellungen und Demokratisie-
rungsforderungen beider Parteien waren
aus der Sicht des Jahres 1919 als radikal
und teilweise sogar als revolutionär zu
bezeichnen. Beide Parteien haben bei
der Erstellung einer neuen Verfassung
intensiv mitgearbeitet. Einen Grossteil
ihrer Ideen konnten sie in die Verfas-
sung von 1921 einbringen.
Umso erstaunlicher ist es, dass das
Parteiwesen und seine Bedeutung im
Staate in dieser Verfassung nicht ver-
ankert wurde. Denn erst durch die
Verfassungsnovelle vom 18. Januar 1939,
die das Proporzwahlsystem einführte,
werden die Begriffe «Wàáhlergruppe»
oder «Partei» (Art. 46 und 47) verwen-
det. Die Bedeutung der Parteien hebt
auch das Verhältniswahlgesetz von
1939 hervor, wodurch einem Kandida-
ten ein Landtagsmandat nur zugespro-
chen werden kann, wenn sein Name
auf einer Liste (der an der Wahl teilneh-
menden Wählergruppen) steht.
In den folgenden Jahrzehnten gab es
wiederholt Versuche, Vertreter einer
dritten oder vierten Partei in den Land-
tag zu bringen.
Ende 1933 betrat eine neue Gruppie-
rung, der «Liechtensteinische Heimat-
Baterlindijde Union.
Die Baterländifche Union, eine Parte any
bem Boden fatholifher Weltanfdatng, Hers
Sorgegangen aus der Liedhtenfteiner Bolfspartel
und denr Liechtenfteiner x dr inue n
folgendes
Progra m mz
1. Die ,Baterfandiihe SImion^ ftebt auf dem
Boden einer demokrattjchen Monarchie auf |
parlamenfartfcher Grundlage im Sinne der
… Berfaffung, Sie frift ein für die abfolute| fie und Handel (Herbeiziehung neuer In-
Mabrung deu Volfsredhte und der faats-
— Bfrgerlichen Grundrechte insbefondere der |
Prefiefretheit.
2. Sie halt unerfchiitterlich feft au Soller:
fragsverhältnis mit der Schweiz und er= |
‚ ffrebt eine Bertiefung der wirtichafelichen, |
fulfurellen und politiiden Beziehungen
' burd) bie Wichererrichting ber Gejanbt-
{haft in Bern, ——
3. Sie fordert gerechte. (oerhältnismäßige). i
Dertretung aller politijden Gruppen im|
Landtag, in der Regierung, in allen Behör- |
ben unb Rommifionen. Sie pflegt ferner| |
das Gfudiunt der ftändifchen Idee und ihrer |
Unwendbarfeit auf Liechtenftein und ver-|
Tangé die mbglichite Herangiehung ber ffán-
bijden Organtfationen (Qanbiirfe, rbei-
fer, Geiverbefreibenbe efc) sur mirfidjaft-
Tidjen unb. bp Mitarbeit im Lande,
dienst», die politische Szene und gab
Sie erffrebt weiter:
- Urbeiterf ug.
à Arbetsbefdhaffing, Hebung der Besbiente
möglichfeit und Erwerbsfähigteit der Be
oölferung, Förderung des fachlichen Bil-
dingsiwefens, der Berufsberatung, infer:
. ffüSung des Lehrlingswefens, Ausbau des
Wirtihaftdanties ald Amt für Berufsbe-
rafung, Wirtichafteftatiftt, Ame fiir Judn-
duftrien), Befesina diefes Amtes mit einer
letfeungsfabigen Perfönlichteit,
Hebung des Strebies im In. und Ane:
lande,
… Gürderung Der Landwirkfhaft im Sinne
der Schaffung einer möglichfe weitgehen-
den Gelbffoerjorgung, Bodenverbefferung,
Schaffung erhöhter Abfagmöglidhkeiten
agtatifd)er Produkte, Sous ded heimifden
‘Bodens gegen Heberfremdung.
. Dermebrte Anfmertiamieit fiir Rpein- und
Riifefchusbanten.
. Förderung des Fremdenverfehre, Ausbau
guter Beziehungen zu allen für ben Grem-
denverfehr in Betracht Fonmenden Siaafen,
10. Ausbau der Sugendffirforge, Beruffidje und
sogar eine eigene Zeitung heraus.
Ihr Programm «Weg mit den Parteien,
die uns nur Unheil brachten» sprach
aber nur kleine Gruppen in der Bevölke-
rung an, da die Ziele zu undemokratisch
und zu unklar waren. Zudem waren die
etablierten Parteien innerhalb von
15 Jahren in der Bevölkerung schon zu
stark verwurzelt. Dem Heimatdienst
wurde vorwiegend vorgeworfen, dass
er importierte Ideen vertrete und einen
Ständestaat aufbauen wolle.
fportliche Ausbildung der Jugend.
Mus V t :
1936 verschmolzen
die Volkspartei und der
Liechtensteinische
Heimatdienst zur Vater-
ländischen Union.
Dadurch entstand ein
neues und gespann-
teres Verhältnis zur
Bürgerpartei: In ihrem
ersten Parteiprogramm
forderte die VU unter
anderem ein Proporz-
wahlsystem.
(Liechtensteiner Vater-
- land, 1. Januar 1936)
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