Unser Staat + Das Fürstentum Liechtenstem _ Der Landesfüsat
Die Fürsten von Liechtenstein
Siegel Heinrich |. von
Liechtenstein an einer
Urkunde von 1260
Unser Land und seine Fürsten
Mit dem Kauf der Herrschaft Schellen-
berg (1699) und der Grafschaft Vaduz
(1712) durch den Fürsten Johann Adam
Andreas («Hans Adam der Reiche»
genannt) ging unser Land vor drei Jahr
hunderten in die «Herrschaft der
Fürsten von Liechtenstein» über.
Mit der Erhebung zum Reichsfürsten-
tum verlieh der Kaiser dem Land offiziell
den Namen Liechtenstein, und die
Bewohner von Ruggell bis Balzers sind
seitdem lLiechtensteiner.
Am Beginn der Herrschaft der Fürsten
von Liechtenstein bestand eine grosse
Distanz zwischen dem Fürsten
und seinen Untertanen. Einerseits
war eine geographische Distanz vor-
handen: Erst nach rund 150 Jahren be-
suchte ein Fürst erstmals das Land, und
erst im 20. Jahrhundert residierte der
Fürst dauernd in seinem Fürstentum.
Das Volk kannte lange Zeit seine Fürsten
nur indirekt über seine Beamten und
Erlasse. Andererseits war die Distanz
auch kultureller Art: Die Fürsten gehör-
ten dem österreichischen Hochadel an.
arhielten eine feine Bildung, unternah-
men Kavaliersreisen, lebten am Kaiser-
hof, pflegten die Künste und waren tätig
in Diplomatie und im Kriegswesen
Österreichs. Demgegenüber war das
liechtensteinische Volk arm und einfach.
Und schliesslich war die Distanz poli-
tischer Natur: Die Fürsten hatten vorerst
viele, die Untertanen zeitweilig sehr
wenig Rechte. Und überdies hatten die
Fürsten mit ganz anderen Dingen zu tur
als mit den Angelegenheiten einer
kleinen, unrentablen Besitzung — deren
politischen Wert sie allerdings nicht ver-
kannten. Aber dieser Wert hatte nicht
mit dem Volke zu tun, sondern mit dem
Land.
Im Frühling 1712 war der Kauf der Graf-
schaft Vaduz abgeschlossen und vom
Kaiser bestätigt. Am 9. Juni versammel-
ten sich darauf in Vaduz auf dem Schüt-
zenplatz bei der Linde der Landammann
das Gericht und alle männlichen Unter-
tanen im wehrfähigen Alter — also
die Vorfahren der heutigen Oberländer
sowie ein Gesandter der kaiserlichen
Kommission, welcher die Grafschaft
anstelle der Hohenemser zuletzt verwal-
tet hatte, und der neue Landvogt des
Fürsten von Liechtenstein. Den Anwe-
senden wurden nun die kaiserlichen und
fürstlichen Schreiben verlesen, und
danach wurden sie feierlich vom Eid der
früheren Herrschaft losgesprochen.
Nun sollten sie in die Pflicht des neuen
Herrn, des Fürsten von Liechtenstein,
genommen werden und den Huldigungs
eid leisten. Der Landvogt las ihnen die
Vollmacht dazu vor. Darauf erhob sich
Alt-Landammann Basil Hoop aus Balzers
im Auftrag der Landschaft und erklärte
mit bestimmten Worten, dass man die
Huldigung erst leisten wolle, wenn von
seiten des Fürsten alle alten Rechte,
Freiheiten und Gewohnheiten der Land-
schaft und Gemeinden, geschrieben
oder ungeschrieben, darunter auch die
von den Hohenemser Grafen einge-