Männergesangsverein hatte die höchste Punktzahl des Tages erreicht. Das Wett-
lied hiess: «Reitertod» von Gustav Haug. Sänger und Dirigent waren hochbe-
glückt. Als sich später noch einige Lorbeerkränze einstellten, konnten sie rück-
schauend auf den grossen Tag in Mels mit C. F. Meyer sagen :
«Manch Kränzlein hab’ ich später noch erjagt,
wie dieses erste hat mir kein’s behagt,
denn Süss’res gibt es auf der Erde nicht,
als ersten Ruhmes zartes Morgenlicht».
Aber auch unserm grossen MGV blieben die Sorgen und Schwierigkeiten
des Vereinslebens nicht erspart. Die Wirtschaftskrisen der Dreissigerjahre tra-
fen eine Arbeitergemeinde wie Balzers besonders hart und der Geldmangel
erschwerte die Vereinstätigkeit. Viele Sänger waren mehr oder weniger arbeits-
los und konnten es sich beim besten Willen kaum leisten, ein Fest zu besuchen
oder die Monatsbeiträge zu bezahlen. Schon in den Protokollbüchern der Jahre
1934, 1935 und 1936 finden sich Klagen über schlechten Probenbesuch. Doch
handelte es sich damals um Ermüdungserscheinungen, die von Aussenstehenden
kaum bemerkt wurden und die Balzner Sänger rafften sich unter der anfeuern-
den Leitung ihres «Direktors» immer wieder zu neuen grossen Leistungen auf.
Auf Einladung der Gemeindebehörden brachte der Männergesangverein
an Lichtmess 1934 die Messe in F-Dur Op. 190 von J. Rheinberger in der
Pfarrkirche zur Aufführung. Im gleichen Jahre konnte der Verein am grossen
Sängerfest in Schwanden mit dem Lied «Heimwärts» von G. Haug einen neuen
Lorbeerkranz an seine Fahne heften. Im Juni 1935 beteiligte sich der MGV am
Bezirkssängerfest in Gams mit dem Preislied : «Es zog der Maienwind zu Tal».
v. W. Sturm. Die Experten belohnten die Leistung der Balzner Sänger mit einem
Lorbeerkranz I. Klasse und hoben in ihrem Bericht hervor, dass «dieser impo-
sante Chor einen wertvollen Beitrag zum künstlerischen Ergebnis des Tages ge-
leistet habe». Am Bundessängerfest in Vaduz 1936 sang der Männergesangverein
unter grossem Beifall «Das deutsche Lied» von C. Attenhofer. Im Herbst 1936
gab der Chor vor dem Hause seines musikalischen Leiters, Musikdirektor Brender
ein Ständchen aus Anlass der 25jährigen Wirksamkeit des Genannten als Diri-
gent in Liechtenstein. Einen Gipelpunkt der Entwicklung stellten die Konzerte
im Jahre 1937 in Balzers und Vaduz dar. Unter Mitwirkung von Konzertsänger An-
ton Knoll und Rudolf Schaedler, Klavier wurden an jenen denkwürdigen Konzerten
u. a. folgende Stücke vorgetragen : «Trösterin Musik» von Anton Bruckner,
«Hymnus an die Tonkunst» von Jos. Rheinberger, «Der Postillon» von Othmar
Schoeck. «Nachthelle», «Allmacht». und «Sanktus» von Franz Schubert.
Im Jahre 1938 ist im Protokollbuch das erstemal die Abhaltung eines
«Bindleabends» vermerkt. Nach Abschluss der Theatersaison vereinigen sich je-
des Jahr die Spieler und Spielerinnen mit den übrigen Vereinsangehörigen zu
einem fröhlichen Abend, wo das von edlen Spendern gestiftete «Geräucherte»
mit Sauerkraut und Türkenbrot zusammen mit der dabei notwendigen Flüssig-
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